NL Rück, I, C-0570l

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Mit bestem Danke empfing ich Ihre liebes Päckchen mit Brief den Sie mir nun wieder aus Nürnberg schrieben und mich ganz besonder erfreute. Welche guten und nahrhaften Sachen kamen da wieder zum Vorschein. Am Sonntag habe ich mir den vor kurzem geschickten echten Bohnenkaffee gebrannt und Ihren geehrten Gedenken einen echten Kaffe dazu die guten Nürnberger Lebkuchen geleistet – das war ein Genuß. Die Heringsdose ist noch geschlossen aber die prima östr. Zigaretten und die Weizenflocken finden schon ihre Bestimmung. Gestern war ich wie allmonatlich bei Bl. habe auch mit H. Hamann gesprochen[.] Zufällig war der Vertreter der Adege anwesend, es ist die Sperre statt aufgehoben sogar noch verschärft worden und H. Ha. wird mich bei Versandmöglichkeit sofort benachrichten. Inzwischen habe ich auch das Clavichord Mayrhofen nochmals durchgearbeitet. Die Stimmung hat es seit den Jahren gut gehalten aber die schönen Silbergesponnen Baßsaiten sind schwarz geworden, trotzdem ich es in Decken eingeschlagen und im Flur verwahrte.

Die gesponnen Spinettsaiten sind auch ein[ge]troffen und aufgezogen, alles gut, nur eins muß ich beanstanden. Das unterleg Ende darf nächstens nur die gedrehte Öse beanspruchen nicht [m]ehr die glatte Saite, da bei den letzten Saiten der Anhangn so kurz und dieses noch über den Steg hinaus kommt.

Mit den Schlittenkufen habe ich mich doch getäuscht, bei der Bearbeitung stellte sich heraus, daß es Birnbaum ist und so habe ich doch zu den 2 Brettchen greifen müssen, da habe ich 4 Satz herausgeschnitten. – Enstle besuchte mich, worüber ich mich 'richtig freute'? er wird Ihnen Bericht geben. Auch H. Hammer besuchte mich und hat mir einen [sic] kleines Bild geschildert über den Instrumentenbestand. Da sieht es nicht rosig aus, in einem Thür. Schloß lagen Stücke von dem schönen Thielkezithrinchen herum - böswillig zerschlagen u. v. m. – 'trotz der Besatzung' –

Mit den besten Wünschen grüßt Sie und auch Frl. Luise herzlichst // Ihr dankbarer Otto Marx

Soeben lese ich noch am Kopf Ihres Briefes 'Zitherbezug Köln wird erledigt' und sage Ihnen im Voraus meinen besten Dank. Schicken Sie bitte gleichzeitig die Rechnung mit nach Köln, da von hier keine Bezahlung möglich.

Eben hab ich den Brief noch einmal geöffnet und füge ich noch einen Wunsch bei. Es wäre doch gut wenn auf den Transport des Mayerhofer Clavichord ein Zierbrett hätte, daß die Tasten halt bekommen. Bei Bl. könnte ich wohl versuchen habe aber wenig Hoffnung. Es ist ein Kirschbaumbrett von genau 895 mm Länge, 55 mm Breite und 10 mm Stärke. Eventuell, wenn das Brett nicht die Post annimmt, würde ich Weichholz nehmen und beiderseits furnieren. Dazu brauche ich Kirschbaumfurniere. 900 lang 60 breit 2 x und 900 lang 15 breit 1 x. Dies wäre etwas angefeuchtet und die Hirnenden mit Papier umklebt leicht zu rollen. Ich würde gern das Brett machen, schon weil die Halbtöne eingelassen werden müssen.

D. U."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1948,11,03
Schreibort
Leipzig