NL Rück, I, C-0570l

"Lieber Herr Marx!

Ihr Brief vom 8. d.M. traf bereits gestern ein: eine bemerkenswerte Leistung, 325 km in 15 Tagen! Ein Brief aus Stockholm braucht drei Tage! Kommentar überflüssig.

Heute geht an Bechstein ein Paket ab, enthaltend 2 Birnbaumbretter, 5 cm breit, 1,5 cm stark und 4 Ahornbretter, zusammen ca. 30 cm breit, Spiegelahorn, alles etwa 90 cm lang und gut getrocknet. Bechstein sendet es Ihnen zu, sodass Sie dann weiterarbeiten können.

Gleichzeitig beantragen wir heute über unsere Landesstelle die Ausfuhr von 2 historischen Instrumenten an Blüthner zur Veredelung (durch Sie natürlich), sodass Sie dann wieder Arbeit haben. Wenn Sie für die Klaviaturrahmen kein Hartholz bekommen, wird ja mit Eiche oder Buche Schlessiger aushelfen, dem ich gerade jetzt 5 Dutzend Zimermannsbleistifte besorgte und der mir zu Dank verbunden ist. Die Holzhändler wollen alle nicht verkaufen, weil sie auf die neue Währung warten. Die Zypressen verwenden wir natürlich auf keinen Fall, denn sie ist unersetzbar.

Kirschbaum könnte ich liefern, sobald es aus München eingetroffen ist, wo es noch bei den Amerikanern liegt, die es mir mit ein paar anderen Kleinigkeiten schon längst bringen wollten.

Herr Gruber bekommt zur Messe durch Herrn Büttner aus Nürnberg von mir geschenkt ein Paar wollene Handschuhe und ich nehme an, dass diese dann auch mit dazu beitragen, einmal eine Partie Instrumente bei Ihnen in Fahrt bringen zu können.

Apfelbaum bitte ich noch zu reservieren für historische Spinette, deren noch zwei zu restaurieren sind. Auch ist noch ein Cembalo fällig. Überdies liegt Apfelbaum von mir im Zillertal, das jetzt in Fahrt nach Salzburg kommt und von dort dann im Laufe der nächsten Monate schon herüberkommen wird. Ich hoffe ja, dass Sie das Birnbaum-Ahorn-Paket in Bälde erhalten.

Ein Kreuz ist es mit meiner fotografischen Plattenkiste, da wir sie im Hersbrucker Depot vermuteten, ich sie aber dort nicht vorfand und sie wahrscheinlich noch in Volsbach/Fränk.Schweiz steht. Dorthin kann ich erst kommen, wenn ein hier stehendes Tafelklavier repariert ist, das der Pfarrer für die Depotgebühren bekommt. Und das Tafelklavier konnten wir bisher nicht reparieren, weil in der Werkstatt mit 15 qm kein Platz war.

Wenn Sie für die Zeichnung des Flügels Fragen haben, bitte ich, diese mi[r] zu schicken.

Nun zu Ihrer Abrechnung:Sie irren mit einem Stundenlohn von RM 1.50, denn ich verrechnete für Sie immer einen Stundenlohn von RM 1.80, sodass ich Sie bitte, Ihre Abrechnung ab März vergangenen Jahres, als Haid mit Ihnen abrechnete, dementsprechend einzustellen. Da werden Sie wohl noch Geld gut haben. Und Geld stinkt nicht, wie die alten Römer sagten.

Im übrigen gibt es beim Bau viele Stockungen und Schwierigkeiten zu überwinden, Scherereien, Ärger, Verdruss in reichlichen Mengen, dazu jetzt die kalte Jahreszeit, die sehr hinderlich ist. Jetzt sind endlich die Fenster von der Fabrik gekommen, jetzt fehlt es wieder an Farbe, sie zu grundieren, ehe man sie einsetzt. So ist jeden Tag eine andere unliebsame Überraschung.

Doch genug von diesen Widerwärtigkeiten, mit denen Sie sicher auch zu kämpfen haben. Die Materialfrage bei Ihnen hoffe ich aber zu überwinden, wenn jetzt der Veredlungsverkehr mit mir und Blüthner für Sie in Schwung kommt, denn dann kann ich auch Holz senden, um dem heiligen Bürokratius den nötigen Tribut zu entrichten.

Für Ihren bevorstehenden Geburtstag nochmals alles Gute und herzliche Grüsse // von Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1948,02,24
Schreibort
Nürnberg