"Lieber Herr Marx!
Bestdankend für Ihren Brief möchte ich heute nur auf den Besuch des Herrn Direktor Dütz zurückkommen.
Wenn Ihnen Herr Dütz geraten hat, nicht mehr offiziell zu arbeiten, so ist dieser Rat keineswegs auf meine Veranlassung erfolgt, sondern ein spontaner Einfall von Herrn Dütz, der natürlich keine Ahnung hat von den wahren Verhältnissen. Wir waren uns und sind uns bestimmt auch jetzt darüber einig, dass das bisherige Verhältnis zwischen Ihnen, Blüthner und mir reibungslos funktioniert und Sie dadurch in den Besitz grösserer Lebensmittelmengen kommen als wenn Sie im freien Beruf arbeiten. Ich persönlich kann mich deshalb dem Rat von Dütz nicht anschliessen, und Sie wahrscheinlich auch nicht, sodass wir doch am besten alles beim Alten belassen. Ausser es läge ein ausdrücklicher Wunsch Ihrerseits vor, was ich aber nicht glaube. Im übrigen haben Sie ja völlig freie Hand und können sich Ihre Arbeitszeit ganz nach Ihrem Belieben einrichten, also wenn Sie es aus körperlichen Gründen vorziehen, auch weniger arbeiten.
Im übrigen vergüte ich Ihnen ja die Differenz gegenüber unseren früheren Abmachungen, sodass Sie auf 1.85 je Stunde kommen. Entweder Herr Haid wird bei seinem nächsten Besuch diese Differenz-Vergütung wieder regeln oder ich veranlasse solches mit Herrn Dütz. Seien Sie so lieb, mir mitzuteilen, bis zu welchem Datum die Vergütung durch Herrn Haid vorgenommen wurde.
Im übrigen bin ich überzeugt, dass Sie auf einen Untermieter wenig Wert legen, umsomehr Sie ja dann Ihren Arbeitsraum verlieren und im Wohnzimmer arbeiten müssen, was viele Scherereien macht.
Herr Gruber schrieb mir vor wenigen Tagen sehr nett, dass er die Absendung der fertigen Sachen mit allen Kräften unterstützen will. Ich nehme an, dass Sie inzwischen Gelegenheit fanden, sich mit Herrn Gruber persönlich in seiner Wohnung auszusprechen, nachdem im Büro dazu wenig Gelegenheit ist und es mir auch in den Geschäftsräumen der Firma B. weniger glücklich erscheint, über diese Transaktion zu reden, unsomehr die Herren ja im Geschäft sehr angestrengt sind.
Dass Dr. Blüthner-Haessler sich wieder verheiratete, wird Ihnen bekannt sein: ich empfehle Ihnen ein kurzes Glückwunsch-Schreiben und füge Ihnen zu Ihrer Bequemlichkeit gleich eine geeignete Karte bei, da Sie solche kaum in Leipzig bekommen.
In meinem Bau geht es seit kurzem wenig vorwärts, da grosse Schwierigkeiten zu überwinden sind, die mir sehr viel Zeit wegnehmen.
Krauss lieferte mir immer noch nicht das Holz, die leidigen Stromsperren sind eine wunderbare Ausrede dafür.
Sie wohlauf hoffend bin ich mit besten Grüssen // Ihr".