"Lieber Herr Haid!
Gestern bekam ich einen Brief von Prof. Munk, Berlin welchen ich gleich am besten abschreibe:
'Herr Rück in Nürnb. bat mich, Ihnen in allen Nöten beizustehen. Ich bin gern dazu bereit, so gut ich es kann. Am besten wäre es, wenn Sie mir Ihre Lage ausführlich schildern oder sogar einmal hierher kommen würden.'
Es steht mir nun nicht an Bittbriefe zu schreiben, aber ich muß schon meinen Leidensgang so kurz wie möglich schildern und schreibe auch mit, daß die Zahlungen an Blüthner und nicht an mich zu richten wären, da dieser mich für meine Arbeit entlohnt.
Das Neueste habe ich Ihnen wohl noch nicht geschrieben, daß in unserer Zone die fortschrittliche Bestimmung besteht, daß Gemeinde- u. Staatsbeamte wenn sie nebenbei noch arbeiten die 'Spezialrente' (Ausdruck für gekürzte Pension) entzogen wird. – Auch ein wesentlicher Fortschritt – 2 Monate schon kein Geld mehr bekommen, wenn es gut geht bekomme ich vielleicht noch meine freiwillig gesteuerte Altersrente von M. 33.- monatl. der Bayer sagt Saustall[.] Bei Bl. habe ich Ihrem Wunsche gemäß meine Lohnangelegenheit geregelt und einen Stundenlohn von -,75 M festgesetzt, so bekomme ich meine Arbeitsstunden heraus die ich für die Lebensmittelkarte benötige.
Doch nun endlich zur Hauptsache. Wie geht es Herrn Doktor? Ich hoffe, daß die Genesung weiter rüstig voran schreitet und bitte Sie Ihm meine besten Wünsche und herzlichsten Grüße zu überbringen.
Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".