NL Rück, I, C-0570l

"Lieber Herr Marx!

Ich benötige für die Münchener Instrumentensammlung für eine Nonnengeige einen Steg und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir einen solchen recht bald zusenden könnten. Ich bekam seinerzeit aus Wien Kopie eines dortigen Steges, der aber nicht richtig trommelt, offenbar ist er
nicht schlank genug.

Bezüglich der Spinettklaviaturen belassen wir es natürlich bei den fertigen Klaviaturen bei der bisherigen Anordnung, also mit Führung am Ende. Wenn wir dann noch weitere neue Spinette anfertigen, möchte ich Sie bitten, zu überlegen, ob wir nicht Vorderstiftführung verwenden könnten. Dann wäre es nämlich möglich, dass die Klaviatur fertig von Kluge in Barmen angefertigt werden könnten, was Ihnen die Arbeit wesentlich erleichtern würde. Dies können Sie in Ruhe überlegen, denn wir haben ja noch genug vorgearbeitete Klaviaturen.

Nächste Woche hoffe ich auch wegen der Klavichorde Detailliertes mitteilen zu können, da das Silbermann-Klavichord in den nächsten Tagen
ausgepackt wird.

Der Interzonenverkehr funktioniert wieder, sodass es möglich wäre, jetzt aufgrund der für die letzten Sendungen an Blüthner ausgestellten Formulare die fertigen Instrumente zurückzusenden. Ich schreibe mit gleicher Post an Herrn Gruber und bitte Sie, sich mit ihm diesbezüglich auch in Verbindung setzen zu wollen.

Nun eine andere Sache, die mir sehr am Herzen liegt. Kinsky gab eine "Geschichte der Musik in Bildern" heraus, seinerzeit verlegt bei Breitkopf & Härtel. Dieses Buch entbehre ich sehr, da es bei mir verbrannte. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie bei Spaziergängen in den Leipziger Antiqariaten nachfragen würden, ob es nicht dort jetzt zu haben wäre. Wenn ja, bäte ich Sie, es mir zu besorgen und den Betrag durch Blüthner auslegen zu lassen, der mein Konto damit belasten kann. Ich hörte nämlich von befreundeter Seite, dass das Buch ab und zu im Leipziger Antiquariatsbuchhandel auftauchen soll. Kinsky selbst lebt in Berlin und beschäftigt sich nicht mehr mit alter Musik - gottlob, werden Sie sagen!

Für Ihre freundlichen Wünsche zu meinem Geburtstag danke ich Ihnen herzlichst und lege zur Bekräftigung dem nächsten Päckchen an Sie einige Zigarren bei, die Sie auf mein Wohl rauchen wollen. Das Päckchen mit den Heringen aus Kanada wird Sie wohl erreicht haben.

Gegen Ende November ziehe ich, so Gott will, nach Jahnstr. 27 ein. Meine Techniker werkeln bereits im früheren Privatbüro mit Speisezimmer, die jetzt ein Raum sind.

Indessen mit herzlichen Grüssen // Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1948,10,29
Schreibort
Nürnberg