NL Rück, I, C-0570l

"Lieber Herr Marx!

Heute geht an Sie in diversen Päckchen Lindenholz 55 cm lang ab, auf 1,5 cm ausgehobelt. Wenn Sie alle Brettchen erhalten haben, ergeben diese nebeneinander gelegt ca. 90 cm Breite, sodass Sie daran einstweilen sie Klaviatur anfertigen können für Spinett oder Clavichord. Im Ganzen habe ich das Holz für 4 solche Klaviaturen bereitgestellt. Damit ist aber dann auch mein gesamter Vorrat an altem Lindenholz restlos erschöpft. Es wäre deshalb zu überlegen, ob man nicht das Lindenholz nur für Clavichord-Klaviaturen verwenden soll und für Spinettklaviaturen schöne milde Fichte verwenden sollte. Ich versuche jedenfalls in den nächsten Tagen solche Fichte zu bekommen und zweifle nicht, dass mir das gelingt. Allerdings vorausgesetzt, dass Ihre Vorschrift mit seitlichen Spiegel erfüllbar ist. Ich tue jedenfalls mein Möglichstes.

Das gesamte Nussbaumholz wird durch Kithil zur Zeit hergerichtet. Ich wollte bezüglich der Schutzleiste nur vorschlagen, ob man diese nicht evtl. aus Weichholz furniert und gesperrt machen könnte, obwohl ja der Holzverbrauch kaum ins Gewicht fällt.

Ahorn, Birnbaum und Buche liegt bereits versandfertig und Fichte für untere Böden etc. beschaffe ich auch noch in diesem Monat. Ich will dann für den Versand zwei Kisten nehmen, welche so durchdimensioniert sind, dass Sie darin später Instrumente zurücksenden können. Denn ich fürchte, dass Sie bei Blüthner keine Gegenliebe für Kistenholz finden werden, während ich die geeigneten Kisten vorrätig habe, denn durch das Auspacken diverser Instrumente in Erlangen werden ja Kisten frei.

Mein Herr Haid wird, wenn alles klappt, um den 10./11. März herum die Grenze überschreiten und etwa am 22. März in Leipzig bei Ihnen erscheinen, um Vieles mit Ihnen persönlich zu besprechen und Ihnen vor allem meine Grüsse persönlich zu überbringen.

Ohne Mehr für heute, wünsche ich Ihnen guten Empfang der Pä[ck-]chen und bin mit herzlichen Grüssen wie immer // Ihr

b.w.

Je nach Ausgang des Gewichtes werden vielleicht 1 oder 2 Brettchen mehr kommen, die dann für eine zweite Klaviatur den Anfang bilden.

Ich bitte Sie um freundliche Mitteilung, wie die Schmiere zusammengesetzt war, mit der Sie immer das Holzgewinde für Flügelfüsse bei Ihrem sel. Herrn Vater schmierten. Ich entsinne mich noch dunkel etwas von Rindertalg, Grafit oder Schmierseife oder von konsistiertem Fett gehört zu haben. Schmierseife dürfte kaum zu bekommen sein. Könnte diese durch etwas anderes ersetzt werden?"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1947,03,04
Schreibort
Nürnberg