NL Rück, I, C-0570l

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Ihren lieben Brief vom 21.9. mit Dank erhalten. Bei Mannborg hatte ich kein Glück, nachdem ich 2 x vergeblich vorgesprochen, bekam ich beiliegenden Brief. Auch bei Flemming hatte ich keinen Erfolg. Ich fragte nach Piloten und Stellschrauben für die Docken, ist aber nichts zu haben. Der H. Fl. ist mir wenig Vertrauen erweckend, nachdem man mich ca 1 Std. warten ließ und ich ihm die neue Adressen von H. Dütz gab, hatte er ein Packet für Sie, was er anzweifelte mir auszuhändigen. Ich sage ihm, daß ich das garnicht begehre, da war er zufrieden (ich auch) und ich konnte gehen. Er beklagte sich von Dütz keine Antwort zu erhalten. Wenn ich also bei Fl. wegen Weißbuche für Hobel vorsprechen soll, so bitte ich Sie die Sache vorher brieflich einzuleiten. Ihr Vorschlag die Docken von Weißbuche zu machen kam leider zu spät, da ich selbige bereits in Arbeit hatte, auch die Glieder für Mozartflg. habe ich schon von Apfelbaum angefertigt. (Apfelbaum von mir)

Für die Hammerköpfe fehlt mir das Leder, davon habe ich nichts mehr bei mir. Von Sippach habe ich 100 alte Hinterplatten erhalten und die vorerst brauchbaren 50 für die 2 Spinette verarbeitet. Die Untertastenbelege habe ich von Pflaume (auch von mir)[.] Häußler schickt mir Muster von brauchbaren kl. Wirbeln und Stegstifte und bestelle ca. 1000 Wirbel und 1/2–1 ko Stegstifte. – Die 2 Einfournierfirmen erhielt ich, sollen diese in die kiefernen Clavichorde kommen? wohl [sic] kaum, wenn diese gestrichen werden sollen. Die Charnierfrage wäre am besten zu lösen, wenn wir wie Mendler durchgehende Bänder hätten. – Das Holz von Blüthner ist längst fertig, außer Linde für Tasten, aber mit dem Schicken hat es seine Schwierigkeit, werde es wohl selbst noch müssen holen lassen. Die Herren bei Bl. sind sehr freundl. habe [sic] ihnen aber müssen eine Absage machen, die wollten mir einen Lehrling geben, was mir bei den engen Raumverhältnisse unmöglich. – Mit meinem Sohne hat sich nun die Sache soweit geklärt, er scheint es sehr gut getroffen haben und ist auch sehr zufrieden. Es wird eine gute Arbeit geliefert und sein Chef schlägt ihm die Meisterprüfung vor.

Haben Sie nochmals vielen Dank für die Bemühungen für meinen Jungen. Wenn ich Gelegenheit habe über den Verbleib der Museumsinstrumente näheres zu hören erhalten Sie von mir Nachricht.

Haben Sie schon von der Lockerung des Interzonenverkehrs gehört?

Ehe ich zu Blüthner mit der neuen Holzliste gehe, wäre es wohl sehr angebracht wenn Ihrerseits etwas vorgearbeitet würde, wiewohl ich keinen Zweifel habe, daß wir es bekommen aber es wird wieder heißen Kiefer. Tastenlinde ist mir auch in Aussicht gestellt.

Mit herzlichsten Grüßen bin ich Ihr alter // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1946,10,07
Schreibort
Leipzig