NL Rück, I, C-0570l

"Lieber Herr Marx!

Ich erwarte noch Ihre freundliche Rückäusserung wegen der Zusammensetzung der Schmiere für Holzgewinde an Füssen für Tasteninstrumente.

Ferner darf ich wohl an die Rastenzeichnung erinnern für den Origin. Mozart-Flügel. Sie antworteten mir noch nicht, ob Sie den Kastenumriss dazu benötigen und die Fotografie vom dem Rasten des seinerzeit verlängerten Walter-Flügels.

Wegen des Holzes für Klaviaturen verhandeln Sie bitte direkt mit Herrn Hilbert von Schlessiger, ev. auch gleichzeitig mit Sippach-Eisenberg. Was der eine nicht liefert, kann vielleicht der andere liefern. Hilbert ist sehr gefällig und ich glaube, Sie kommen bei ihm bestimmt zum Zug, wenn er vermittelt, dass Raaz & Cloger Ihnen verleimte Tafeln schickt.

Ich habe eine neue Möglichkeit bearbeitet, um Holz Ihnen zugänglich zu machen und hoffe auf Erfolg.

Cembalo-Zungen: Maendler bittet um ca. 200 Zungen und lässt Sie bitten, Sie möchten die Zungen für einen Achsendraht 0,70 mm bohren an der gleichen Stelle wie die Muster sie haben, die bei Ihnen liegen. Den Rest der Zungen heben Sie bitte auf und bohren sie vorerst noch nicht, da dieser bestimmt ist für die Reparatur meines älteren Modells Maendler-Konzertcembalo: dieses muss neu beledert werden und dabei werden Zungen kaputt gehen. Da dieses ältere Cembalo aber andere Achsenstärken und auch vielleicht eine andere Achsenlochlage hat, verwahren Sie bitte die übrigen Zungen. Ich bitte Sie, mir die Zeit anzugeben, welche Sie gebraucht haben für die komplette Herstellung der Maendler-Zungen und deren Bohrung, da ich diese Zeit wieder mit Maendler verrechne.

Inliegend finden Sie die gesponnenen 2 Sätze Silberdrahtsaiten, die Sie bestellten. Das Spinnen mit diesen dünnen Drahtnummern ist eine haarige Angelegenheit, man hängt ganz von dem Ueberspinndraht ab, der gerne reisst. Ich hoffe aber, dass die Saiten zufriedenstellend klingen.

Ohne mehr für heute bin ich mit herzlichen Grüssen

NB. Beiliegend sende ich Ihnen auch den Springer Nr. 1 aus einem der beiden neuen Spinette. Der Springer ist gesprungen an der Stelle, an welcher die Regulierschraube für die Zunge angebracht ist. Die Regulierschraube hatte einen ganz kleinen Grat und so vermute ich, dass dieser der Uebeltäter war. Ich wäre Ihnen für Reparatur recht dankbar. Inzwischen gab ich solche Regulierschrauben in Auftrag und hoffe Ihnen in Bälde diese für die in Arbeit befindlichen Spinette
senden zu können. Die Maendler'schen Schrauben sind ja nicht brauchbar, weil sie zu lange sind; Sie müssten dann immer die Köpfe abschneiden und das ist eine unangenehme und mühsame Arbeit."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1947,06,23
Schreibort
Nürnberg