NL Rück, I, C-0570l

Unter dem Datum von zweiter Hand "17.11. erh."

 

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Gestern erhielt ich Ihr Telegramm, soeben die Karte v. 29.10. auch Ihren Brief vom 19.10[.] habe ich mit Dank erhalten.

Vorgestern habe ich nun selbst das Holz bei Bl. holen lassen und da auch das Holz für die 2 stummen Kl. dabei, werde ich Bl. die Hälfte berechnen. Montag komme ich wieder zu meinen 2. Chef Abschlag empfangen und seine Violine, wo der Hals herausgebrochen und mit dem Kinhalter die Zarge zusammengeschraubt war, abliefern. Wir stehen uns jetzt etwas vertrauter gegenüber, H. Hager hat ihn sicher etwas aufgeklärt und ist nun auch bereit uns das Holz zu geben, aber nicht lückenlos, es fehlt manches was sie mir versichern selbst nicht zu haben. So die Linde für die Clavichordtasten, hier haben sie deutsche Pappel geschickt dafür aber unbrauchbar, Birnbaum haben sie auch nicht, ebenso Edelhölzer für die Spinettgehäuse. Ich habe das in Klammer auf der Holzliste vermerkt. – Von den Locheisen ist das größere angekreuzte unentbehrlich, noch besser mit Loch für Wagbalkenscheiben, das kleinere ist unbestimmt zu sagen das kommt schon verschieden vor. – Wenn Sie die Regulierschrauben für die Docken bestellen, dann bitte kürzer wie beiliegende Probe um die Docken oben wieder zu bekommen. Ich lege auf einen größeren Hohlraum unter dem Boden mehr Wert als über dem Boden (Ruckers Auffassung).

Nun haben wir den langen Winter vor der Tür, die Ernährung, keine Kohlen, bis abends 7 Uhr Stromsparzeit und was wird alles noch kommen. Warum sind wir auch keine Jugenderzieher geworden. Vielleicht interessiert H. Prof. beiliegender Zeitungsausschnitt. Kein Wunder wenn die Pension auf beinahe 1/6tel gekürzt wurde, ich muß noch 50 M darauflegen um die Miete zu zahlen. Hoffen wir weiterhin Besseres. // Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1946,11,08
Schreibort
Leipzig