NL Rück, I, C-0570l

"Lieber Herr Marx! Prof. Munck teilte uns soeben mit, dass er Ihnen 400 DM übermachte. Da wir nun aber Ihr Verhältnis zu Julius B. nicht ändern wollen und B. ja auch damit einverstanden ist, bitte ich Sie, den Betrag an einen der Herrn von Bl.-Sechehaye oder Gruber - zu übergeben, damit er dann meinem Konto als Gegenwert für die Zahlungen von B. an Sie gutgeschrieben wird. Prof. M. wird dann weiter Zahlungen allmonatlich zu leisten sich bemühen, wogegen ich an M. ein Instrument, evtl. auch zwei als Gegenwert überlasse. Auf diese Weise ist dann die Angelegenheit bis auf weiteres geregelt und Ihr Verältnis zu Bl. bleibt vorerst das gleiche. Nun wollte ich ja eigentlich nicht, dass ein niedrigerer Stundenlohn für Sie festgelegt wird, sondern der bisherige bliebe aber dafür Sie
weniger Stunden arbeiten. Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch, dass dies wahrscheinlich mit Nachteilen der Sie im Kartenbezug verbunden wäre, was natrl. derzeit immer noch vermieden werden muss. Ich überlasse mithin diese Regelung Ihnen und Bl., wie Sie dies am besten machen wollen bezw. können.

Wenn ich vorerst nur 200 Mk als Monatsbetrag festlegen liess, so wäre dabei natürlich Voraussetzung, dass dieser Betrag Ihnen für den bisherigen Lebensstandard ausreicht: das kann wiederum ich nicht von hier aus beurteilen, und so würden wir uns also darüber weiter schriftlich aussprechen. Denn ich will nicht, dass Sie darben sollen! Dazu kennen wir uns ja gegenseitig lange genug. Ich bitte also um Ihre Stellungnahme zu diesem Punkte, was Sie monatlich benötigen.

Die ganzen Schwierigkeiten liegen ja darin, dass ein Geldverkehr zwischen beiden Zonen momentan nicht möglich ist. Wir selbst müssen ja derezeit im Geschäft auch sehr sparen, immerhin hoffen wir, allmählich die Schwierigkeiten überwinden, die die Reform uns brachte, insofern unsere verfügbaren Mittel auf 1/10 abgewertet wurden. Das Mietgeschäft deichselt Hr. Haid trotz andauernder Kündigungen immer wieder mit grosser Energie. Zum Verkaufe gäbe es jetzt privat Instrumente, auch Käufer, aber wir müssen erst sehen, einen Bankkredit zu bekommen. Auch die Bauarbeiten mussten wir momentan unterbrechen u. führen sie erst weiter, wenn die Kreditfrage geregelt ist, sodass ich immernoch Katzwangerstr. 71 wohne. Überdies hier wieder seit 14 August hause als Rekonvalescent! Monatsende will ich etwas im Gebirge mich gar erholen. Ich war immerhin 8 Wochen gelegen, fühle mich aber jetzt schonb wieder halbwegs wohlauf, schreibe diese Zeilen auch selbst, da Haid heute das Depot bei Schmidt/Schweigelberg räumt, der pensioniert wurde.

Es liegt mir daran, dass Sie ausser an 2 histor. Instrumenten an neuen Spinetten arbeiten, da ich solche dann wieder umsetzen kann. Ueber die Chlavichorde hoffe ich, nachdem sie inzwwischen heruntergestimmt wurden, nächste Woche durch Steglich näheres zu hören - wenn die Cl. nicht inzwischen wieder höher stehen!!

Wegen des Saitenbundes Nr. 5 zu reklamieren ist zwecklos, Haid sandte Ihnen einen neuen Bund. Brauchen Sie sonst Material? Ampfelbaum kam inzwischen an und ich sende Ihnen kommende Woche einen Abschnitt im Ganzen als Päckchen. Ebenso inliegend eine kleine Stärkung, der Cacao ist schon gezuckert, schweizer Ware.

Wir schlugen neulich vor, die bei Ihnen liegd. moder[n]en Hämmer (szt. von Flemming) über ATEGE zu senden: konnten Sie etwas erreichen?

Unser Einzug wird sich hinauszögern, da wir erst sehen müssen, wie wir Fussböden finanzieren, die über 3000 Mk kosten, aber es muss irgendwie auch geschafft werden können, denn wir möchten bald einziehen.

Damit dürfte alles wesentliche erledigt sein.

Inzwischen von mir uns Luise viele Grüsse und alles Gute inzwischen!

Im neuen Buch von Walter Pfeiffer "der Hammer" sind Mechanikzeichnungen von Ihnen mit Ihrem Namen aufgeführt.

Damit wie immer".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1948,08,21
Schreibort
Nürnberg
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Depot