NL Rück, I, C-0570l

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Heute vorm. erhielt ich Ihren werten Doppelbrief v. 16. u. 17. Mai und nachmittag den vom 6. Juni, auch bestätige ich zugleich den Empfang des Päckchens mit Lithozoneweiß, Tabak u. Zigarren und den leckeren Plätzchen für alles ich Ihnen recht herzlich danke. Der Brief von dem Sie umgehende Antwort erwarteten brauchte gerade 4 Wochen. Die Zigarren habe ich erst angefeuchtet und dann Ihrem Vorschlag gemäß zu Pfeifentabak geschnitten und läßt sich recht gut rauchen. Nun zur Beantwortung Ihrer werten Briefe: an Schlessiger schreibe ich gleichzeitig. Klaviaturstifte wie ich sie schon v. Schl. bezogen habe kann ich leider nicht mehr haben, dafür aber kürzere und um wenig stärker, werde aber doch ein Packet bestellen, denn ob man noch gewünschte bekommt weiß man nicht und helfen kann man sich damit.

Auf der Holzliste für Clavichorde bitte die Deckelbreite auf 46,5 cm zu notieren. Das Resonanzholz von Sippach behalte ich, mein letztes Schreiben an ihn, bat ich um nochmalige nachprüfung seiner Bestände in bezug auf Länge, was ev. zu tauschen wäre. Seit dem hörte ich nichts mehr.

Holz für Gehäuse finde ich für Spinette Ahorn od. Buche (wenn möglichst Spiegel) ganz angebracht, allerdings müste man vor einem anpolieren etwas beizen sonst sieht Ahorn immer dreckig aus, trotz weißer Politur. Die frühen 2 Clavichorde habe ich alt gebeizt und gewachst, macht sich sehr gut. Bei Buche wäre beizen unnötig Eiche finde ich für Clavichorde angebracht.

Die Schmiere für Holzgewinde ist: Talg u. Schmierseife zu gleichen Teilen. Mein Dankschreiben an H. Haid ist sofort, als ich mußte, geschehen.

Der Lautenzug ist nur an den Metallhacken wieder zu richten, daß er wieder gleichmäßig sich auflegt.

Jean Andre Stein Flügel. Das verbiegen der Pergamentschleifen kann auch entstehen wenn der Flügel auf der Kante steht und dabei feucht! Es ist wohl das Einzichste [sic] was zu unternehmen wäre: anfeuchten und durch passende Hölzer in der richtigen Lage trocknen lassen. Aber nicht zuviel naß, daß es nicht losleimt.

Bestdankend bestätige ich den Empfang von 5 .- M. für Rechnung Langhammer. Für die Messingkapseln der Mozartflügel kann ich nur nach den Lichtpausen meine Angaben machen, einen richtigen Durchschnitt der Flügelmechanik besitze ich nicht, der war bei den anderen Zeichnungen in Nbg. Die kleine Druckmaschiene für Einsetzen der Achsenstifte wäre ja ganz angenehm, andernfalls muß ich sie wie bei den früheren wieder einklopfen.

Das Klaviaturholz für Moz. Fl. werde ich ebenfalls bei Schlessiger anfordern eventuell bei Raaz u. Gloger als Tafeln zu bestellen.

Pergament für Auslöser werde ich noch in der richtigen Stärke noch zusammen bringen.

Rastenkonstruktion. Dafür könnte ich alle Unterlagen brauchen die Ihnen zur Verfügung stehen. Haben Sie keinen Durchschnitt mehr? Das wäre allerdings sehr bös. Ich kann mir noch gut denken was für Schwierigkeiten wir mit der Einfahrt hatten.

Mechaniktuche für Moz. Fl. sind nur Kleinigkeiten, die werde ich noch zusammen bringen. Da wäre eher das Tastenfallpolster, aber das muß ja auch nicht genau dem Orginal in Qualität und Farbe, entsprechen. Auch roten Casimir habe ich noch etwas für Dämpfer (Spinett)[.]

Für Zieheisen wäre eine Ziehklinge 1,20 mm stark genug, denn den Stahl durchbohren hält nicht jeder Bohrer aus, ich muß möglichst schon mit dem Kerner durch schlagen, dann geht das Bohren schon besser. Die Bohrerstärken sind nicht so wesentlich denn ich muß mir eine alte Sägenfeile spitzkonisch anschleifen und damit auf die gewünschte Öffnung ausreiben. Also Bohrer von mm zu mm und noch 1-2 Zwischennummern. Vorerst von 1-5 mmeter.

Die Kapselfrage stelle ich noch zurück bis ich geänderte Muster habe.

Über das Vorbohren denke ich ein wenig anders als Ihr Mechaniker, denn Holz kann auch platzen. In augelegten Hartholz sollen wir schon die Festigkeit erzielen.

Wenn ich Saiten benötige, schreibe ich noch früh genug, jetzt habe ich ja sehr wenig Verbrauch, außerdem bei Zacharias mich noch zeitig versehen.

Das die 2 Kisten mit Kartoffeln gut angekommen bestätigte ich direkt am 30. Mai. Sie sind tadellos und vorzüglich im Geschmack. Es ist doch ein anderes Laben, lange waren wir ohne dieser Erdfrüchte, das Gemüse, welches auch sehr rar, immer nur mit Wasser gekocht. Haben Sie noch meinen herzlichsten Dank.

Meine Schwiegertochter ist nun auch Bad Tölz, sie bekam die Einreisegenehmigung. Ihre Sachen habe ich in 3 Kisten aufgegeben, der Leipziger Spediteur führt den Transport bis zur Zonengrenze und dort übernimmt es ein anderer in amerikanischer Zonen. Am 13. Mai gingen sie ab und werden wohl bald ihr Ziel erreichen. Mein Junge hat es scheints recht gut getroffen und versteht sich gut mit seinem Chef. Auch soll dort eine gute Arbeit geliefert werden.

Es freut mich, daß Ihnen die Stimmhämmer so gelegen kamen.

Hiermit schließe ich für Heute mit herzlichen Grüßen auch für Frl Luise // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1947,06,14
Schreibort
Leipzig
erwähnte Personen