"Sehr geehrter Herr Dr. Rück!
Mit besten Dank erhielt ich Ihren Brief vom 23. 8. und werde mein Antwort sofort nach München schicken, da mein Schreiben Sie in Ramsau doch nicht mehr erreichen wird.
Als ich im Juni nach hier entlassen wurde, musste ich mich bei dem hiesigen CIC [Counter Intelligence Corps] melden und erhielt dort die Aufforderung, dies in den nächsten 6 Monaten zu wiederholen. Mein Aufenthalt ist insofern gebunden, dass ich nach meinem früheren Wohnort - Köln - zurückgeführt werden kann, aber nicht innerhalb der USA-Zone diesen ändern kann, insbesondere, da ich von dem hiesigen Arbeitsamt eine Stelle bekam und das Arbeitsverhältnis nicht ohne weiteres lösen kann.
Seit 4 Wochen arbeite ich in einer Möbelschreinerei - Firma Hechensteiner - und wird dort sehr gute Arbeit geleistet. Ich bin deshalb mit dieser Lösung vorerst zufrieden und werde vorläufig hier in Tölz bleiben, bis sich schliesslich die Lage etwas gebessert hat und man ohne Schwierigkeiten sich beruflich verändern kann. Da in Nürnberg für mich keine andere Beschäftigung in Frage kommt, dürfte ich in dieser Hinsicht mit Ihrem Einverständnis rechnen und gleichzeitig meinen herzlichsten Dank für Ihre Bemühungen aussprechen.
Sollte ich späterhin Ihre werte Unterstützung nochmals in Anspruch nehmen dürfen, evtl. wenn mein Vater nach dort zugezogen ist, und Sie Interesse haben, dass ich sein Nachfolger werden soll, so werde ich zur genauen Übersicht Ihre Fragen nachstehend beantworten.
Fr. 2 Meine Frau - Kinder habe ich keine - befindet sich z. Z. in Riesa bei Dresden. Ich selbst kann aus begreiflichen Gründen nicht dorthin und werde versuchen, mit Hilfe meines Arbeitgebers, für meine Frau eine Zuzugsgenehmigung zu erhalten.
Fr. 3 Ich bin gelernter Möbelschreiner, habe zwar auch je nach Auftrag auch Bauarbeiten ausgeführt.
Fr. 4 u. 5 In Köln habe ich bei verschiedenen Firmen gearbeitet. Es wurden dort in der Mehrzahl Möbel hergestellt. Auch wurde Aufträge an Innenausbau ausgeführt und waren dies meistens sehr gute Arbeiten, nur auf Bestellungen von dortigen Architekten. Zuletzt war ich 10 Jahre bei der Firma Fritz Ewers, wo wir ausser bereits erwähnten Sachen noch Billards anfertigten. Ich war dort mit der Leitung der Arbeiten beauftragt gewesen. Leider ist dieser Betrieb durch Kriegseinwirkung zerstört worden. Kenntnisse über polieren besitze ich ebenfalls.
Fr. 6 Bei der MITROPA war ich noch nie beschäftigt gewesen. Es handelt sich hierbei bestimmt um eine Verwechselung mit meinem Schwager, der als Sattler dort tätig war.
Fr. 7 In Tölz bin ich mit der Herstellung sehr guter Möbel beschäftigt. Wir sollen auch Aufträge der Vereinigten Werkstätten bekommen.
Fr. 8 Während meines Aufenthaltes im Internierungslager Garmisch bin ich wegen meiner Zugehörigkeit zur GFP vernommen worden. Beanstandungen haben sich keine ergeben, da ich sonst nicht entlassen worden wäre und ist auch mit einer weiteren Untersuchung nicht zu rechnen.
Fr. 9 Über diesen Punkt habe ich bereits vorzeitig meine Stellung gegeben. Ich bin am Arbeitsamt Tölz gemeldet. Mein Arbeitgeber würde keine Schwierigkeiten machen, wenn diese nicht anderweitig, wie schon erwähnt, bestehen würden.
Fr. 10 Spezialkennntnisse in der Restaurierung von alten Möbel habe ich nicht,
doch würde es mir keine Schwierigkeiten machen, irgendwie in meinem Beruf als Spezialist eingestezt zu werden.
Fr. 11 Ein Instrument spiele ich nicht, wohl habe ich in meiner Jugend Klavierunterricht genommen.
Fr. 12 Bei der Partei war ich seit 1939 Anwärter, ausserdem seit 1934 Mitglied der DAF. Sonst habe ich keiner Organisation angehört.
Fr. 13 Entnazifiziert bin ich noch nicht.
Ich hoffe nun, dass ich Ihnen Ihre gestellten Fragen richtig beantwortet habe und Sie dieses bei einer eventuellen späteren Möglichkeit verwenden können. Ich danke Ihnen nochmals für alle Ihre liebevollen Beühungen und insbesondere, dass Sie sich für mich so eingesetzt haben.
Mit den besten Grüssen beschliesse ich mein Schreiben und verbleibe Ihr ergebener // [handschriftl.] Kurt Marx".