NL Rück, I, C-0570l

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Ihren lieben Doppelbrief vom 23. u. 27.1. mit schönem Dank erhalten, auch die 4 Päckchen sind eingelaufen, 2 mit Mahagoni und Zwischenlage unter anderen die leckeren Kekse und dann die 2 nahrhaften mit Gries (welchen wir hier nicht mehr kennen), Kaffe, so prima schmackhafte Haferflockenkeks und die herrliche Pfeife, welche ich hoch in Ehren halten werde. Gestern habe ich mir einen 'Bohnenkaffee['] und dazu die guten Keks geleistet. Nach so einem Genuß lebt man ordentlich auf. Den Blättertabak habe ich angefeuchtet und geschnitten und mische teils mit dem Päckchentabak, das sind alles so lang entbehrte Genüsse. Wie soll ich Ihnen das alles danken, ich kann nur immer wieder Ihnen brieflich meinen herzlichsten Dank sagen. – Die Reservezungen für das 4 Register C werde ich gern machen sobald ich von Flemming das Holz bekomme. Ich finde, daß man bei dieser Art Docken die Achsenlöcher auch vorher bohren kann.

Ich würde die alten Leder erst bündig abschneiden, dann mit einem passenden Bohrer ausbohren und den Rest mit Stecheisen entfernen. – Selbstredend ist der gesandte Mahagoni nur für Ihre Klaviaturen, die stummen müssen unten weiß oben schwarz sein. Das Mah. Holz finde ich etwas weich, von dem ich Ihnen anbot ist bedeutend härter[.]

Mein Befinden hat sich so weit gebessert, daß ich seit 15.1. wieder arbeite aber noch in äztlicher Behandlung bin.

Doch ich muß schließen, bei 4° in der Küche höher kommen wir nicht, da bekommt man beim schreiben steife Hände. Das Schlimmster aber ist, bei der Knappheit keine Kartoffeln.

Mit herzlichsten Grüßen nochmals vielen Dank // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1947,02,10
Schreibort
Leipzig