NL Rück, I, C-0570l

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Bestätige Ihnen bestdankend den Empfang Ihrer werten Schreiben vom 29.10. u 14.11. sowie die 2 Päckchen mit den Messingkapseln und Achsen. Ganz besonders herzlichen Dank für die nahrhaften Sendungen worüber ich mich sehr gefreut habe. Die vielen Nürnberger Plätzchen werden für mein Weihnachtsgebäck verwahrt. // Auch ich hätte gern einen früher von Ihnen geäußerten Wunsch erfüllt und zwar in Gestalt des 2. Bandes von Heryerkatalog, aber leider als ich ihn auf die Wage legte beinahe das doppelte Gewicht. So ist mir vorläufig die Freude nicht gegönnt, aber bei nächster Gelegenheit werde ich es nachholen. Ich habe diesen Band nicht mehr nötig und zu haben ist er nicht mehr auch an einen Neudruck glaube ich nicht mehr, schon weil mit dem Museum auch die ganzen Clichees verbrannt sind. Welche Arbeit allen die ganzen Aufnahmen machen kennen wir zur Genüge, und wer soll sich die Mühe machen und dann sind auch Lücken entstanden. – Herr Gruber kam ganz unerwartet zu mir uns wünschte von mir die genauen Angaben wieviel Holz, Metall, Tuch, Elfenbein u. s. w. an den Instrumenten ist und ich geschickt bekam und dies dann als habfertig wieder zurück gehen soll. Inzwischen hatten sich die Herren dahin geeinigt, daß es besser sei die maßgebenden Stellen nicht erst stutzig zu machen und die Instrumente an einen Berliner Spediteur zur weiterleitung zu schicken. H. Gruber habe ich noch nicht wieder sprechen können da er sehr viel verreist ist. H. Hager bin ich um Birnbaum angegangen, versicherte mir aber selbst nichts zu haben. Die Herren sind immer nur nachmittags zu sprechen, vormittag sind sie zu stark in Anspruch genommen.

Die mit H. Haid verrechneten Stunden gehen bis mit den 15.3.47. von da ab habe ich wohl täglich 8 Stunden verrechnet aber in Wirklichkeit weniger gearbeitet, so daß ich mit dem von Blüthner erhalten[en] Gelde in Wirklichkeit die Stunde auf 1,50 M kamen, Sie mir also keine Nachzahlung mehr zu leisten haben. Eine Aufstellung schicke ich Ihnen zum Jahresschluß. Man merkt doch, daß es nicht mehr so geht wie man gern möchte. Bei ruhigen Arbeiten komme ich noch gut mit aber bei schwereren, wie sägen u. hobeln, das geht nicht mehr wie früher.

Meine verstorbene Tochter ist die älteste unverheiratete; und die Jüngste war kürzlich mit ihren 2 Kindern hier auf Besuch um den Nachlaß zu regeln. Die ist am schlimmsten betroffen sie hat alles verloren und dabei den größten Mut. In der Zeit habe ich 10 Tage ausgesetzt, da man da doch zuviel abgehalten ist.

Nun wünsche ich Ihnen wie auch Frl. Luise ein frohes Fest mit herzlichen Grüßen // Ihr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1947,12,08
Schreibort
Leipzig