"Lieber Herr Marx!
Inliegend wieder einen kleinen Lebensmittelbeitrag. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre lieben Wünsche zu meinem 64. Geburtstag. Wünschen und hoffen wir, dass wir ihn gemeinsam noch recht lange erleben. Ihr freundliches Gedenken hat mich sehr gefreut.
Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen nachträglich auf diesem zwar formlosen, aber deswegen nicht minder herzlichen Weg meine lebhafte Anteilnahmen zum unerwartet schnellen Hinscheiden Ihrer Tochter zum Ausdruck bringen darf. Leider schrieben Sie mir nicht, um welche Ihrer beiden Töchter es sich handelt. Ich möchte aber annehmen, dass es die unverheiratete ist, die von Ihnen ging.
Wie geht es eigentlich Ihrer verheirateten Tochter und deren Kinder?
Für diese Woche versprach mir mein Schreiner Kraus bestimmt das Holz gemäss Ihrer Liste, die Sie mir vor einigen Wochen sandten. Ich hoffe dann auch dazu zu kommen, die schon längst bereitstehenden drei Kisten an Sie expedieren zu können, denen ich diverses Holz beilege, damit Sie weiterarbeiten können.
Zu diesem Kapitel teilt mir desweiteren Herr Hilbert mit, es gingen an Sie inzwischen die bestellten Klaviaturtafeln ab. Herr Hilbert lässt Sie bitten, Sie möchten doch all Ihre Wünsche immer wieder von Zeit zu Zeit bei ihm monieren, da im Drange der vielen Anfragen es nicht zu vermeiden ist, dass das eine oder andere in Vergessenheit gerät. Schlessiger ist bemüht, mir und Ihnen alles nötige zu beschaffen, sodass sich wohl empfiehlt, dass wir Ihre Wünsche immer rechtzeitig vorher ihm direkt zusenden, da wir auf diese Weise uns zu Dritt Zeit und Mühen erleichtern. Herr Hilbert ist mir sehr gefällig und hilft in aussergewöhnlicher Weise, wo er kann, da auch ich ihm manches zukommen lasse.
Herr Prokurist Gruber von Blüthner versprach mir bei seinem Hiersein, sich mit aller Energie zu bemühen, dass die fertigen Instrumente möglichst bald abtransportiert werden können. Ich würde diesbezüglich bitten, unter Bezugnahme auf mich sich mit Herrn Gruber direkt in Verbindung zu setzen und zwar wahrscheinlich praktischer in der Wohnung statt in der Firma. Seine Adresse: Leipzig O 27, Kommandant Prendel-Allee 103/II. Ich habe Herrn Gruber hier nach Möglichkeit alle Ehre angetan und er wird bestimmt auch mir in jeder Weise dienlich sein. Seine Hilfe ist uns sehr wertvoll, weil er über die nötigen Beziehungen im Transportwesen verfügt.
Ich danke bestens für die übersandten Springer zu dem Klavizytherium.
Nächste Woche werde ich sie einsetzen lassen, denn ich will bei dieser Arbeit selbst dabei sein.
Dieser Tage gehen auch an Sie die Kapseln nebst Stahlkernen für die 2 Mozartflügel-Tastaturen ab. Die Kapseln sind vom Mechaniker aus fertig.
Inzwischen mit herzlichen Grüssen // Ihr".