NL Rück, I, C-0570l

"1. Ein Maendler-Cembalo, mit 4 Registern braucht neubeledern seiner Springer. Notwendig wäre das einziehen der Leder, während dann das einschneiden und intonieren in Nürnberg machen würde. Wäre es möglich, diese Arbeit dort auszuführen, wenn ich die Springer schicke und Leder dazu.

2. Ich bräuchte eine Zeichnung für eine Bohrvorrichtung zum Einbohren der Löcher in die Springen für die Achsen der Zungen. Die vorrätig gewesene Lehre in Zusammenhang mit einer kleinen Bohrmaschine ist verbrannt. Eventuell könnte die Lehre gleich für die Maendler-Springer angefertigt werden. Das dazu nötige Holz wäre sicher bei Blüthner zu bekommen, wenn Herr Dütz dort mit dem jetzt maßgebenden Herrn Sescha spricht, sonst würde ich da etwas Weissbuche oder Weissholz senden können, ebenso Achsend[r]aht.

3. Ich bäte um die vorgearbeiteten, aber dann beim Biegen zerbrochenen Scharniere, da Gürtler Braun dann versucht die Scharniere zu retten. Die Scharniere sind hier angekommen, somit erledigt!

4. Rücksprache betreff Rechnung siehe Nachtrag unten.

5. Rücksprache, ob nicht ganz leichte Arbeiten in bescheidenstem Umfange doch gemacht werden können. Als nächstes käme, wenn Transport möglich ein kleines vierfüß Spinett, danach ein kleines achtfuß Spinett in Schweinskopfform, ferner ein Nähkasten-Klavierchen.

6. Ich versuche durch 500gr Päckchen zusätzliches zu senden.

7. Prof. Schultz Mitte April 1945 in Waldenburg/Sachsen noch gefalle[n.] Die Witwe wohnt in Markkleeberg bei Leipzig, Lösnigerstr. 2

8. Was macht das Museumspersonal: Hußmann, Hammer, Ernstle und der
kleine Notenkopist. Und was macht die Sammlung überhaupt?

9. Wie wäre es mit der Reparatur des bei Marx stehenden und ihm zugehörende, englischen Vertiko-Pianos, das ich gerne kaufen würde, wenn es restauriert ist. Ist S[a]itenmaterial dazu vorhanden oder müßte ich welches
schicken? Wäre sonstiges Material dazu notwendig? Dieses eventuell direkt bei Schlessiger, Gera, oder Sippach Eisenberg auf meine Kosten anfordern, da die Post hin und her viel zu lange noch braucht. Bezahlung des Materiales würde Herr Dütz erledigen. Sonst kann ich ja aus Nürnberg Benötigtes auch senden in Päckchen.

10. Regelung der Steuern: ich beabsichtige, die weitere Tätikeit von Marx auf mein Privatkonto zu nehmen, also nicht mehr über das Geschäft laufen zu lassen. Damit werden finanzamtliche Probleme dort überhaupt nicht mehr entstehen, da ich dann diese Sache hier erledige.

4. Nachtrag: Steinert sollte 100 Meter Draht überbringen. Scheinbar ist St. nicht gekommen.

11. Absendung der fertigen Instrumente: vorerst wird daran nicht zu denken sein, bis der Zonenverkehr offen ist. Deshalb bleiben sie am besten vorerst liegen.

12. Dagegen bäte ich um die Notenpultscharniere für die 2 Nußbaumspinette und um deren Konstruktionsskizzen. Natrl. gegen Berechnung.

13. Von Herrn Marx sind bei Maendler die Zeichnungen zu dem Perticcicembalo verloren gegangen. Auch die Zeichnungen zu dem Rasten für Mozarts originalen Flügel. Dagegen rettete ich die Zeichnung des Mechanikquerschnittes und der Hämmergrössen. Marx soll mir angeben, was er für die Zeichnungen haben will, dann melde ich den Schaden beim Kriegsschädenamt München an. D.h. ich fülle die Formulare aus und sende solche Marx zur Unterschrift.

14. Könnte Marx eine neue Zeichnung für den Rasten zum Mozartflügel machen, oder wenigstens Skizzen, wie der Rasten zu konstruieren sei. Ich könnte dazu beisteuern als Material die Fotografien des Rastenbaues zu dem Stein-Flügel von 1791, den Marx bei mir restaurierte! Wir verstauten darin den Widerstand des Stimmstockes im Diskant durch Einbauen von Schrägspreizen, m. Wissens auch in der Mittellage. Trotzdem zeigte sich inzwischen - allerdings ist er jetzt seit Marxens letztem Aufenthalte -, dass er im Diskant bis gegen oberes Ende der Mittellage mehr nachliess als Mittellage und Bass. Er eine im übrigen nur um etwa 1/2 Ton zurück, was i[ch] als Zeichen dafür halte, dass die Restaurierung glänzend gelungen ist.

Meiner Erinnerung nach sagte Herr Marx mir, die Stein-Flügel hielten schlecht Stimmung, oder verwechsle ich dies mit den Streicherflügeln? Ich bäte darum um seine Auskunft, besonders auch darüber, auf welches A der der Instituts-Stein-Flügel gestimmt worden ist. Das A der Mozartzeit war angeblich nach der "älteren Mozart-Stimmung" 842 Schwingungen, was bei A=870 etwas über dem gis (=820) liegen würde, bei A=880 (heutiges Konzert-A) ebenfalls etwas über dem gis, das hier aber bereits bei 830 läge. Die Pariserstimmung von 1799 gab für das A/=816 Schwingungen, dies würde genau dem gis entsprechen, wenn das Klavier nach unserem A=870 eingestimmt ist.

15. Nach dem Verbleib der Clavichordcopie des Herrn Marx (Lemme-Clavichord) die bei der Stadt Nürnberg eingelagert gewesen ist wird noch gesucht. Ich kann darüber noch nichts abschliessendes berichten."

Absender/Urheber Person
Datum
1946,03,23
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Bundfreies Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformationen