"Nürnberg, Stadt.
Krankenhaus Bau 10, Zimmer 6. Flurstr. 6, 9.3.46.Lieber Herr Marx,
Als wir vor wenig Tagen den Betrag Ihrer Rechnung einzahlen wollten bei der Reichsbank, waren wieder neue Bestimmungen da, dass diese Zahlungen nur auf Warenlieferungen geleistet werden dürfen, die von der russischen nach der amerikanischen Zone erfolgen und zwar für Warenlieferungen, die nach dem 15. Mai 1945 erfolgten bezw. erfolgen. Es müsste also die "Ware" geliefert werden, damit ich die Zahlung bewirken kann. Für die Lieferung wird aber die Genehmigung der russ. Mil. Reg. notwendig sein, evtl. auch jene der amerikan. Mil. Regierung! Eine Lieferung durch Lastautos eines Spediteure ist
bisher nicht möglich. Ob die Bahn ab Leipzig nach Nürnberg liefern kann, weiss ich nicht. Nun besucht mich schon in der allernächsten Zeit Direktor Dütz, der in der russ. Zone nahe Plauens wohnt (Mühltroff in Sachsen, bei L. Eschcke, Forststr. 80 b) und ich werde mich mit ihm beraten, was er uns rät, wie diese Genehmigung zu erzielen sei. Dütz kommt demnächst auch nach Leipzig und ich gab ihm bei seinem Besuche hier vor 3 Wochen Weisung, dass er Sie besuchen möchte. Dann können Sie mit ihm sprechen und evtl. gemeinsames unternehmen, wenn er es rät. Dütz kann nämlich russisch und betätigt sich als Dolmetscher. Eventuell könnte man die Tasten als Päckchen
senden, die allerdings nur bis zu 500 Gramm gehen (oder 1 Kg?). Dann wären einstweilen die Tasten in Nbg. aus Sicherheitsgründen. damit solche nicht verloren gehen können! Jedenfalls spreche ich ausführlich mit Dütz und er besucht Sie dann. Ich erkundige mich auch noch hier, Überweisungen behufs Unterstützungen können bisher nicht erfolgen, doch handelt sichs ja hier um Leistungen und Arbeiten, die Ihrerseits nach dem 15. Mai 45 erfolgten. Inzwischen herzlichste Grüsse und hofftl. erreichte Sie mein Geburtstagspäckchen gut!
Wie immer Ihr
Steglich ist bestätigt, liest bereits wieder. Käser trat bei mir aus und arbeitet selbständig in Hersbruck -- wo wenig Bedarf sein wird!"