"Sehr geehrter Herr Doktor!
Ihren werten Brief v. 27.8. habe ich erhalten und danke bestens für die Freimarken und die 5,- M. Telegrammersatz.
Meine Arbeit schreitet voran, mußte allerdings die Clavichorde zurückstellen bis ich das Holz bekomme. Ich habe die Tastenbelege von Palisander noch von den histor. Consolen geschnitten (nun aber aufgebraucht), die Halbtöne, habe bei einer Razzia noch die Belege zusammengebracht, die Tangenten mein letztes 1mm Blech aufgebraucht und die Resonanzböden mit Stege und berippt fertig. Jetzt bin ich an Auslösern, Hammerstiele und Hammerköpfe für 2 Mozartflügel. Man kann nun bei Bl. wegen dem Holze auch nicht treiben, da es doch schon eine große Gefälligkeit ist schon mich zu beschäftigen. Ich arbeite offiziell 48 Std das ist Vorschrift und auch der Lohn mußte im Rahmen des Durchschnittes bleiben. Ich schreibe meine wirkliche Zeit auf um es später gelegentlich zu verrechnen. Wegen der Materialfrage werde ich mein Heil bei Manbourg und ev. Flemming versuchen. Wirbel habe ich noch, die zur Zeit unser Freund Mendler beanstandete können wir jetzt gut brauchen. Aber Weißbuchenklötze für Hobel weiß ich noch nicht wo ich die auftreiben werde, die Hobel will ich gern machen. Ebenso für weitere Claviaturen fehlt Holz für Belege. Messingsaiten Muster folgen. Die Charniere werde ich angeben wenn ich weiß ob von der Kante oder in Fasen oben aufgeschraubt werden, im übrigen hatte ich schon Zeichnungen für die 2 Spinette und auch für die Pulte geschickt.
Mit dem Vorschlag mein Clavichord betreffend bin ich einverstanden, Geld muß ich jetzt nicht haben, soweit habe ich's doch nicht kommen lassen. Von Prof. [Helmut] Schultz Nachfolger weiß ich auch nichtmehr als Sie mir schreiben und mit den Instr. sollen die einzigen noch halbwegs in Takt sein die bei Gebr. Ammer waren, alle anderen sollten schwer schiffbruch gelitten haben. Ernstle mit seinem Gehilfen besuchten mich vor einiger Zeit sonst habe ich keine Verbindung.
Für die vielen Bemühungen die Sie mit meinem Jungen bisher hatten danke ich Ihnen herzlichst. Wie ich aus seinem letzten Brief ersehe ist er durch die Formation, welcher er angehörte, behindert, wiewohl er mit der Partei nichts zu schaffen hatte.
Ich hatte davon keine Ahnung und bedaure sehr, daß Ihre vielen Mühen vergeblich waren. Er ist in Tölz bei einem Möbelschreiner in Beschäftigung und scheint auch soweit zufrieden, es würde da gute Arbeit geliefert. Also scheint es mit seinem Aufenthalt in Tölz, der soviel mit erinnerlich abgelaufen, sich geändert haben.
Nun für heute schluß. Es freut mich zu hören, daß Sie sich wieder gut erholt haben, wiewohl der Erholungsaufenthalt etwas kurz war hoffentlich noch gut nachwirkt.
Ihnen alles Gute wünschend grüßt Sie herzlichst // Ihr sehr ergebener // Otto Marx
Schöne Grüße auch an Frl. Luise."