NL Rück, I, C-0036

Ulrich Rück bedankt sich bei Walter Nef für das Lob zur Restaurierung und Reparatur des Hammerflügels von Walter und Sohn. "Das war wirklich ein der schwierigsten Restaurierungen, die wir je hatten."

Beantwortet Nefs Detailfragen zu dem Instrument auf einem beigelegtem Blatt. Der "maßgebende Techniker, wahrscheinlich Herr [Martin] Scholz" könne danach die kleinen Probleme reparieren.

Dankt Nef auch über den positiven Bericht zur Musikveranstaltung am 21. Mai, bei der der Nachbau des Anton Walter Hammerflügels gespielt worden ist.

Berichtet Nef von einem Unfall mit einem zusammenklappenden Liegestuhl an seinem letzten Urlaubstag (vor vier Wochen) "in Terlan bei Bozen", wobei sich Rück Ring- und Mittelfinger der rechten Hand verletzte. die Wunde sei schon wieder weitestegehend geheilt, er habe aber immer noch Schmerzen. "Da lernt man kennen, was Fingerspitzengefühl heißt."

Würde sich über einen Besuch Nefs in diesem Jahr freuen. Wird um den 20 Juli wohl in Nürnberg sein. "Sie können dann in den 3-4 Tagen meine Sammlung besichtigen, die des Germanischen Museums und eventuell auch in Bamberg die Neupertsche Sammlung." Schwärmt von dem mittelalterlichen Stadtkern Bambergs, wohingegen Würzburg ja "durch einen unverantwortlichen amerikanischen Fliegerangriff" extrem zerstört worden sei.

Bittet um rechtzeitige Ankündigung, damit er Nef ggf. ein Zimmer reservieren kann.

Sendet Nef zwei Sonderdrucke seiner Veröffentlichung zum Mozart Flügel (Rück 1956), eine für Paul Sacher.

Anstatt einer handschriftlichen Unterschrift Stempel "Dr. Ulr Rück" (wohl aufgrund der Handverletzung).

 

Auf dem beigelegten zweiseitigen Blatt nimmt Rück zusammen mit Otto Marx Bezug auf Nefs Detailfragen zum Walter und Sohn Hammerflügel:

1. Rück betont, dass sie versuchten so viel Originales wie möglich zu erhalten "was nicht schon erneuert war. Alt war nach unserer sorgfältigen und sehr durchdachten Prüfung der Dämpfungsrahmen." Wie alle anderen Züge sei dieser "nach links orientiert", was bei dieser Flügelbauart auch nicht anders möglich gewesen wäre. Vermutet, dass die Dämpfung sich durch das Eigengewicht ab dem g2 im Diskant gesenkt habe. "Dort sind unserer Erinnerung nach Doppelkeile und diese lassen offenbar durch die Senkung nicht mehr genügend die Saiten frei." Es sei das Einfachste, die Doppelkeile durch einen Techniker entfernen zu lassen und einen "Flachdämpfer mit weichem Leder (nicht Filz)" einzusetzen. Bietet an den Techniker mit entsprechendem Leder zu versorgen, falls dieser keines habe. "Evtl. und wahrscheinlich muss unter die neuen Dämpfer etwas untergeleimt werden, damit sie in die richtige Höhe kommen."

2. Empfiehlt den Hammer der f4-Taste, der am Steg anstößt, vom Techniker zurückbrennen zu lassen.

3. Rücks Mitarbeiter haben "soviele Dämpfer neu gemacht, als alte, aber unsachgemäss konstruierte Dämpfer vorhanden waren, die vermutlich aus einem alten Tafelklavier stammten." Der Hammerflügel weiche von allen anderen Walter-Flügeln ab, die Rück bisher kannte, "wohl schon um deswillen, weil er einer der spätesten Walter & Sohn-Flügel ist und etwa um 1820 gebaut sein dürfte." Die "aufgelegte Dämpfung auf einem Rahmen" weise auf das späte Datum hin, da diese Dämpfungsart in den 1820ern in Wien aufgekommen sei. "Wir haben oft die Erfahrung gemacht, dass auch schon bei den früheren, sogenannten Kastendämpfungen der oberste Diskantdämpfer entfernt wurde und die für die Dämpferspäne bestimmten Schlitze zugeklebt worden waren."

4. "Das zweierlei Holz der Deckleiste auf dem Resonanzboden erklärt sich dahin, dass wir jene Holzart verwendeten, die sich leicht biegen lässt, damit nicht das Stäbchen zerspringt, wie es gewesen ist. Als Eigenheit der Walter'schen Werkstätte ist das nicht anzusprechen. Die Fichtenleiste ist ebenso ersetzt worden, wie sie war. Sie musste herausgenommen werden, weil wir ja den ganzen Boden herausnehmen mussten. Die Leiste hatte nur den Zweck, die Fuge zu decken. Wir ersetzten sie, da das Original in Trümmer gehen musste, weil genagelt, durch eine neue in gleichen Holz."

5. Der Messingstern an der Lyra habe bereits vor der Restaurierung gefehlt. Er könne "durch unseren Gürtler" einen Ersatz anfertigen lassen, wenn eine Vorlage dazu übersendet würde.

"Mit freundlichen Grüssen // Wilhelm Rück"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1957,06,20
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Hammerflügel (Nachbau)
Tasteninstrumente
erwähnt als
Konzert
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Sammlung
erwähnt im Zusammenhang
Sammlung
Literaturreferenz
Rück 1956