NL Rück, I, C-0570m

"Sehr geehrter Herr Marx!

Wie besprochen möchte ich Ihnen heute Ihren Brief vom 12. September erledigen.

Als erstes möchte ich Ihnen die offenstehenden Fragen vom Claviorganum beantworten. In der Zeichnung habe ich Ihnen die Maße 81 mm bis 83 mm in die überragende Stecherlänge eingezeichnet. Diese Länge der verschiedenen Stecher ist im Orgelinstrument sehr ungleich und deshalb kommt diese Differenz von 1 bis 2 mm, sogar 3 mm zustande. Die Länge ist bemessen von der Auflage des Klavierinstrumentes. Die Führungsleiste der Stecher liegt 3 mm tiefer als diese Auflage des oberen Instrumentes. Also demnach wäre die Länge von der Führungsleiste bis zum Endpunkt der Stecher überall 3 mm länger als dieses angegebene Maß. Die Ihnen vor einer Zeit von mir angefertigte Zeichnung der Stecherleiste zeigt Ihnen die Lage der Stecherleiste nach vorne geschoben, also eine in dieser Lage, wie Sie auf Ihrer Profilzeichnung angegeben haben. Der Führungsschlitz der Führungsleiste ist ungefähr 2 1/2 cm lang und nach hinten, also wie Ihr gestrichelter Stecher andeutet. Die Leiste ist durchgehend, also nicht für den Bass und Diskant geteilt.

Zur Mozartkopie-Zeichnung möchte ich bemerken, dass diese eingeteilten Chor in der 4. und 5. Oktave nur das Richtige sind, wie auch Ihre Überzeugung lautet, diese zirkelgerecht einzuteilen. Die Andeutung auf der Leiste habe ich nur deshalb angegeben, um irgendwelchen Differenzen in der Klaviatureinteilung entgegenzukommen. Der Zwischenraum in der Spritze ist an Ihren hier liegenden Klaviaturen von der Mitte der 2 Kapseln 22 cm, der Anschlag der gleichen Taste bzw. der Hämmer liegt auf 20 mm. Die noch bei uns stehende Kopie hat an gleichen Stellen 23 mm und 22 mm. Die Diskanttaste hat die Länge bis zum Überstand der Vorderplatte an Ihren Klaviaturen 45,3 cm, die Basstaste 50,4 cm, die Kopie 45,2 cm und 50 cm. Der Waagepunkt von 45,2 cm ist von vorn gemessen 19.2 cm, von 50 cm ist er 21,7 cm. Der Waagepunkt der Obertasten ist im Bass an dem Diskant 16 mm von der Untertaste entfernt. Die Backenstärke (aufgeleimter Backen an der Zarge) ist an der Kopie 42 mm, im Bass und im Diskant 47 mm. Die Backen sind eingelassen mit 6 mm und haben die Breite im Bass von 17 mm und im Diskant 35 mm.

Die Probe von den Tastenbäckchen aus Ahorn habe ich Ihnen in der
Eile angefertigt und bin mit Ihnen der gleichen Meinung, die Stücke für beide Klaviaturen aus Linde herzustellen. Die Stärke des Waagestiftes beträgt für diese Bäckchen 2,95 mm.

Lieber Herr Marx, das sind wohl alle die Fragen, die zu beantworten
waren und ich grüsse Sie als // Ihr

NB:

Bitte wenden!

Nach Beendigung dieses Schreibens erhielt ich von Ihnen die Rücksendung des Gliedes zur Erard-Mechanik und will Ihnen den beiliegenden Brief gleichzeitig beantworten. Den Stahldraht für die Feder haben wir aus der Not Ihnen zugesandt und konnten diesen in der Stärke in den letzten Tagen beschaffen. Ich lege Ihnen eine Feder in diesem Material bei. Desgleichen eine Durchziehschnur.

Zur Frage der Dämpfertangenten habe ich festgestellt, dass in Ihrer Lieferung diese alle nach einer Seite hohl ausgestochen sind. Die Dämpferspänge laufen nach der Kopie im Bass links von den Seiten abwärts und danach sind die Dämpferklötzchen hinten von links nach rechts hohl ausgestochen. Bei Anfertigung 2 neuer Sätze bitte ich doch nochmals mit Herrn Dr. Rück um eine Nachfrage, denn ich sehe
auch vom Fachlichen aus diese Stellung der Tangenten wie die in der Kopie viel vorteilhafter wegen der Einteilung des Platzes an der Spreitze.

Zur Anfertigung des Notenpulträhmchens werden Sie nach der Zusendung des Holzes klarer sehen und ich glaube, diese Frage dürfte im wesentlichen damit beantwortet sein. Brauchen Sie aber diese Zeichnung des Notenpultrahmens, die Sie schon für die Kopie angefertigt haben, so müssen wir in Dr. Rück seinen Sachen herumstöbern, weil wir diese nicht griffbereit haben.

Die 2 Satz Hammerköpfe, die Dämpfertangenten und die Dämpferfüsschen habe ich heute mit Freunden gefunden. Nochmals mit besten Grüssen! // D.U."

Absender/Urheber Person
Absender/Urheber Institution
Empfänger Person
Datum
1950,09,25
Schreibort
Nürnberg