NL Rück, I, C-0570m

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Das eingeschriebene Päckchen habe ich mit Dank erhalten und habe die Glieder nach den Originale angefertigt sodaß ich die Originale heute wieder nach Nürnberg abschicke. Von den mitgesandten Teilen konnte ich einzelnes brauchen. Um Federkraft muß ich noch H. Scholz bitten da der Stahldraht unmöglich. Ganz besonderns herzlichen Dank für die Beilagen von Cocoa und 'Sago', alles so gute Sachen die man hier zu Lande nicht kennt.

Wenn Sie Wert auf ein Modell engl. Mech. legen so schlage ich Ihnen vor doch ein solches wirklicher engl. Mech. zu machen und nicht nach diesem Unikum das so sehr nach Pfuscher riecht. Denn eingeklemmte Leder Hammerachsen mit aufgeschraubte[n] Hammerkapseln ist das erste was ich sehe. Ehe ich an diese Arbeit gehe erwarte ich von Ihnen noch näheres.

Betreffs des neuen Notenpultes sehe ich nicht ganz klar wegen der Länge und bitte H. Scholz mir die ganze Rähmchenlänge, eingerechnet was dieses rechts u. links in die Leuchterbrettchen eingereift, noch einmal anzugeben. Es ist ja unliebsam wenn denn die Maße nicht stimmen. Wegen der früher gelieferten Pulte bot ich in meinem Briefe v. 14.11.49 um Angabe der ganzen Länge u. Breite, aber die Maße habe ich nicht erhalten und so blieb mir nur ein Vergleich der Zeichnung. [D]abei fand ich auch meinen Brief vom 8.9.49, (als ich die Kisten abgeschickt) verzeichnet u.a. die Hammerköpfe.

Die Zeichnung habe ich jetzt zurückgestellt da ich die Wirbelstellung noch nicht für geklärt ansehe. Ein Abdruck auf starken Papier zeigt mit normaler Stellung Chore gleich, Schrank im Disk. nach rechts, im Baß nach links. Mehl v. H. Gatter.

Mit der entfernten 3. Saite war in 1. Linie für die Verschiebung eingerichtet und zur Zeit der hohen Pyramiden u.a. allgemein. Eine logische Sache, wennn man von 3 nur 2 oder gar 1 Saite anschlägt wird der Dämpfer abgehoben und die nicht angeschlagenen Saiten klingen mit, wie auch alles andere was auf die Schwingungszahl eingestellt, was sich mitunter sehr unliebsam bemerkbar macht. Im Klavier giebt es aber oft einen besonderen Reitz.

Die Noten schicke ich nun auch nach Nürnberg, sie kosten 5.- aber mit dem Geld eilt es nicht.

Es ist aber nett, daß der Schuster Betrieb weiter besteht und so hat man doch immer seinen Anhalt.

Sehr gefreut habe ich mich über die angefügten Worte von H. Dir. Dütz.

Mit den besten Wünschen in Ihren Urlaubstagen und gute Erholung verbleibe ich herzlichst grüßend // Ihr sehr ergebener // Otto Marx

Auch Frl Luise wünsch ich mit besten Grüßen gute Erholung."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,09,22
Schreibort
Leipzig