NL Rück, I, C-0570m

"Lieber Herr Marx!

Wenn Sie wieder leere Schachteln schicken, so packen Sie bitte die Ihnen von Sippach unterm 17.6.49 übersandten 6 Stück Stützbänder Schmetterlingsform und 24 Stück Notenpultbänder bei. D.h., von den notenpultbändern behalten Sie sich am besten 1/2 Dutzend zurück, falls Sie welche benötigen.

Maendler-München sspendierte mir noch während des Krieges, nachdem sein Geschäft schon zertrümmert war, ein entzückendes Zunftzeichen aus Regensburg Mitte 18. Jahrh.. Es ist ein Glaskasten im Ausmass von ca. 60x60 cm, etwa 10 cm tief, der natürlich durch den Fliegerangriff demoliert worden ist. Diesen Glaskasten können wir selbst reparieren. Schlimm dagegen steht es mit den kleinen Instrumenten. Diese sind:

1. 1 Trommel, die hübsch bemalt war. Die beiden Felle sind eingerissen, die Trommel steht auf einem Untergestelle, von dem zum Glück noch 1 Fuss erhalten ist, sodass man dieses Untergestell bequem reparieren kann. Ebenso fehlt von der Zarge der Trommel ein Stück, das auch ersetzt werden müsste. Die Trommel ist etwa 11 cm hoch und hat einen Durchmesser von 8 cm.

2. 1 Harfe: diese sieht weniger erfreulich aus, doch wäre auch sie zu reparieren. Der Schallkasten ist etwa 35 cm lang, woraus Sie sich das Weitere rekonstruieren können. Der Wirbelstock ist vorhanden, auch noch der Bezug, dagegen fehlt die Baron-Stange, diese wäre historisch getreu zu ersetzen.

3. 1 Laute: an dieser fehlt lediglich der Steg. 4 Wirbel gehen allerdings nicht durch beide Seiten der SChnecke, sondern nur durch eine Seite und es wäre zu überlegen, ob man nicht die Wirbelchen anstiftet und richtig in Ordnung bringt.

5. 1 Klarinette: diese ist in Ordnung.

Ich möchte Ihnen nun am liebsten die Trommel, Geige, Laute und Harfe in einem Paket schicken, damit Sie die Instrumente dank Ihrer altbewährten Kunst stilgemäss in Ordnung bringen. Das Schild lautet:

Ein ersam Handwerk und Lauten- und Geigenmacher in Regensburg G. Kajetan Sturm, Obmann, Regensburg 1768.

Auf diese Zeit ist dann die Harfe abzustellen. Ich lege diesen Brief der Sendung bei.

Ferner finden Sie beiliegend einen ganz vermurksten Steg zu einer Stockgeige mit der Bitte, mir anhand dieses Modells einen richtigen Steg freundlich machen zu wollen.

Das Paket geht in diesen Tagen an Herrn Krause ab, der es Ihnen dann in geeigneter Weise zuleitet.

Weiter bitte ich Sie, die bei Ihnen liegenden Instrumente und Teile zu senden an untenstehende Adresse. Es wäre aber gut, wenn Sie vorher den Preis ausmachen, denn Herr Scholz wurde durch einen Eisenberger Spediteur furchtbar geneppt, der ihm für je 1 Kiste mit seinem selbstgebauten Spinett und Clavichord DM 70.- abnahm. Die gegebene Versandvorschrift trifft soeben von Herrn Krause in Berlin ein.

ferner frage ich an, ob Sie Verwendung für einen Anzug und 1 Paar Stiefel meines verewigten Bruders haben. Beide Stücke werden immer noch für Sie zurückgelegt. Auch, ob Sie ev. einen Lodenmantel benötigen. Von all diesem könnte ich Ihnen etwas abtreten. Auch einige Hemden meines Bruders stünden zur Verfügung, vielleicht auch Strümpfe und Unterhosen. Teilen Sie mir bitte Ihre Wünsche mit.

Mit herzlichen Grüssen // Ihr

Anschrift:

An Firma Linke wie üblich, dazu vermerken: "Zur Selbstabholung Bahnhof Schlesischer Bahnhof".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1949,08,16
Schreibort
Nürnberg