NL Rück, I, C-0570m

"Lieber Herr Marx!

Im Nachgang zu meinen letzten Mitteilungen bitte ich Sie, wegen des Versandes der Notenpulte zu den Mozartflügeln wie folgt zu verfahren:

1 Pult zu senden möglichst bald an Otto Krause. Die übrigen Pulte bitte ich Sie, etwa um den 25.d.M. herum abzugeben bei Herrn Prokurist Gerdung in Firma Mannborg. Diese Pulte werden dann von dort einer Sendung beigepackt, sodass sich für diese eine Sendung am Krause erübrigt.

Hämmer zum Streicher-Flügel: ich und Herr Scholz beschlossen nunmehr, die Hämmer zum Streicher-Flügel hier zu beschneiden und zu beliefern. Ein Versuch mit den gesadten Hämmern, sie im Filz auf eine wesentlich geringere Dicke zu bringen und dann mit dem gelblichen Hammerleder zu beledern. hat durchaus zufriedenstellende Resultate ergeben. Herr Scholz glaubt aber - und meines Erachtens mit recht - es sei besser, das Beschneiden an Ort und Stelle vorzunehmen, da dann gleich die Stärke auf den zur Verfügung stehenden Raum zwischen Hammerkopf und Stimmstock abgestimmt werden kann. Sonst könnte es nämlich vorkommen, dass der Hammer trotzdem klemmt. Ich bitte Sie dehalb, uns freundlich die Hämmer nach Nürnberg zu senden, wo wir dann das weitere veranlassen.

Die gewünschten teile zu dem Clavi-Organum gehen diese Woche ab mit Ausnahme des mehrfach abgebogen Hebels, dessen Zeichnung ich Ihnen zurücksandte, da wir uns nicht auskennen. Ich erwarte diese weitere Mitteilung von Ihnen darüber gerne. Sollten Sie die Stimmnägel zu dem Clavi-Organum nicht entrosten können, bitte ich Sie, sie uns zu senden, dann entrosten wir sie hier an einer Schwabbelscheibe und senden sie Ihnen wieder zu. Für uns ist dies keine grosse Arbeit.

Wenn Sie einzelne Hölzer brauchen, wird Ihnen Herr Gerdung von Mannborg sehr gerne
helfen. Ich sprach diesbezüglich mit ihm gestern ausführlich darüber.

Wann machen Sie Urlaub? Nützen Sie doch das herrliche Wetter jetzt aus. Aber: feiern Sie ganz nach Ihrem Belieben.

Soeben trifft Ihr freundlicher Brief vom 5.6. dankend ein: Ich bespreche die Hebelsache weiter mit Herrn Scholz und hoffe, Ihnen dann alle Teile einschliesslich Hebeln gegen Wochenende übersenden zu können. Die Stimmwirbel, die zu entrosten sind, sende ich Ihnen am besten per Päckchen, dann entrosten wir sie selber mit Hilfe ein[er] rotierenden Drahtbürste tadellos. Herr Scholz hat die gleiche Prozedur eben in diesen Tagen an anderen Wirbeln mit bestem Erfolg vorgenommen.

Bezüglich der Hämmer für den Streicherflügel sind wir auch Ihrer Meinung, da der verdammte Langhammer das Unterleder entweder reduziert hat oder ganz blödsinnig zusammmngepresst. Da wir aber bei dem inzwischen gemachten Mustertönen klanglich recht gute Erfolge hatten, weil wir die Befilzung darauf lassen, aber ganz wesentlich zurückschneiden und dann beledern. Ich denke, so könne[n] wir den Klangcharakter retten.

Es ist sehr fein, dass Sie die Pulte per Postpaket losbrachtan. [Auf] diese Weise brauchen wir nicht so lange zu warten. Ich will die beiden Mozart-Kopien Ende Juni auf der historischen Ausstellung der Stadt Nürnberg zur 900 Jahrfeier ausstellen.

Wir bitten Sie freundlich um Klärung, wie und ob Ihre Bezüge ab 1. April geregelt wurden, da wir hier nicht ganz klar sehen. Eve[...] besprechen Sie sich mit Herrn G.

Fischbein- Federn:

Wenden!

Es war mir bisher nicht möglich, Fischbein aufzutreiben, da es seit 50 Jahren schon nicht mehr für Schirme oder Korsette verarbeitet wird. Ich schlage daher vor, dass wir in diesem Falle Messing-Federn aus dünnem Messingblech nehmen. Da vermutlich das Messingblech, wie wir es für Dockenfedern benützen, zu schwach ist, bitte ich Sie, mir mitzuteilen, welche Stärke Sie brauchen, bzw., ob Sie diese Stärke dort haben. Der Einfachheit halber lege ich Ihnen ein Stück Messingblech, das meines

Wissens o. 10 mm hat, bei. Es kann bei Ihnen bleiben, da ich genügend davon besitze.

Wegen der Übertragung der Tastatur von der Orgelmechanik berichte ich folgendes:

im Orgelinstrument stehen 61 Stecher durch das Hanmerklavier, an dem Sie die Oeffnung ja schon bemerkt haben. Die beiliegende Zeichnung zeigt in dem roten Quadrat die Anlage dieser Stecher, mit den angegebenen Massen von dem Falz der Orgel aus gemessen. Die Masse der Leiste bezw. Stecher sind von einem Anschlag aus gemessen und es wäre zu prüfen, ob dieser Anschlag die Stecher aus- oder eingeschaltet hat (siehe ausgeklinkte Tasten). Das schwarz schraffierte [Feld] unterhalb der Stecher zeigt die Löcher zum Angriff der verschiebbaren Leis[?] und diese sind genau zwischen de und dis im Bass, im Diskant g und gis, angebracht. Die Anordnung der Verschiebung ist durch einen abgefasten Schlitz, in dem eine Flachkopfschraube eingeschraubt ist und die Stecherleiste muss gleichmässig an beiden Angriffslöchern geschoben werden. Eine Anordnung von 1 Registerzug für diese abstellbare Leiste ist an der Orgel nicht zu erkennen.

Teile zum Claviorganum:

die gewünschten Teile nebst Bindfaden gehen heute als Päckchen an Sie ab. Sollten an den Hebeln noch Aenderungen erforderlich sein, müssten Sie uns den betreffenden Teil mit Ihrer genauen Anweisung freundlich nochmals zurücksenden. Herr Scholz hofft aber, dass alles klappt.

Dies für heute mit herzlichen Grüssen // von Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,06,05
Schreibort
Nürnberg