NL Rück, I, C-0570m

"Lieber Herr Marx!

Soeben trifft das Päckchen mit leeren Kartons und den Probe-Hammerköpfen für den Streicher-Flügel ein. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass Langhammer das Unterleder kaum entfernt hat, sondern dass durch die starke Pressung des Pilzes das Unterleder sich zusammengeschoben hat, vielleicht auch mit Leim durchtränkt wurde, denn wenn man die unterste Lederschicht genau betrachtet, sieht man, dass es zwei Schichten Leder auf dem hölzernen Kern waren. Dagegen hat er zweifelsfrei die Hämmer viel zu dick befilzt. Wir können uns nur so helfen, dass wir von der Filzschicht einen Teil wegnehmen und wir machen
diesbezüglich nächste Woche ein paar Proben. Auch glaubt sich Herr Scholz zu erinnern, dass die Filzschicht in ganz gleichmässiger Dicke rings herum lief, während sie jetzt teilweise am Scheitel stärker ist. Wenn wir von dem Filz soviel wegnehmen, dass er auf die frühere Stärke reduziert wird, werden wir auch den Filz, der an und für sichgut ist, etwas elastischer bekommen und damit vermutlich der ursprünglichen Gesamtgarnierung ziemlich nahe kommen.

Man hatte natürlich in den 50er Jahren noch nicht die Befilzmaschinen mit solch starkem Druck wie heute.

Wir werden dann gleich auch einige Hämmer beledern, um das richtige Leder herauszufinden, nachdem ja im obersten Diskant noch die Originalhämmer sind. Die Arbeit wird unter meiner Aufsicht nächste Woche gemacht, dann bekommen Sie wieder Bescheid.

Neugierig bin ich, von Ihnen näheres über die Instandsetzung des Hammerklavieres mit der englischen Mechanik zu hören, insbesondere, ob Sie von dem gesandten Wrack etwas verwenden können.

Nächste Woche wollen wir dann auch die Mozart-Hammerflügel-Zeichnung nachkontrollieren.

Es geht mir langsam besser, in den letzten Tagen hatte ich wenigstens tagsüber Ruhe, nur nachts kommt noch hie und da ein Krampfanfall.

In dieser Woche geht noch ein Paket an Sie ab mit Lebensmitteln. Ich wünsche guten Empfang. Wenn Sie diesbezüglich einmal besondere Wünsche haben, schreiben Sie mir bitte.

Haben Sie sich eigentlich schon einmal überlegt, was Sie mit Ihrem Stodart-Piano machen wollen? Wenn Sie es einmal abstossen wollen, bin ich selbstverständlich Abnehmer, doch wäre es dann gut, wenn Sie es vorher gleich restaurieren würden. Wenn Sie es aber für eigenes Klavierspiel halten wollen, will ich es selbstverständlich Ihnen nicht entziehen.

Für eines der nächsten Spinette bitte ich Sie wieder eine etwas grössere Rosette einzubauen, da dieses Instrument dann in die Sammlung als eiserner Bestand kommen soll.

Viele herzliche Grüsse // von Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,04,14
Schreibort
Nürnberg