NL Rück, I, C-0570m

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Mit Dank bekam ich am 13 ds Ihr wertes Schreiben, desgleichen am 14. das Päckchen für H. Held und da ich doch behufs des Druckapparates vorsprechen mußte das Päckchen persönlich überreicht und zwar am 16. Am gleichen Tage habe ich die Leerpackung zur Post gebracht, es sind verschiedene Pappschachteln und 4 Blechbüchsen.

Wegen den Druckapparat habe ich leider nichts erreichen können mit der Begründung, daß sie diese schon längst nicht mehr machen. Er schlug mir vor Sie könnten sich in Nürnberg 2 Druckfedern wie auf beiliegenden Katalogblatt anfertigen lassen.

Nun zur Beantwortung Ihres Briefes. Ich kann mir nicht denken wie ein Pult das nach rückwärts umzulegen ist beim Hochstellen ohne einer Stütz- oder Haltevorrichtung stehen kann. Das Pult nach vorn umzulegen und beim Schließen des Deckels umgedreht einzulegen hatte ich mir schon längst überlegt war aber mit diesem Vorschlag zurückgetreten, weil ich von vornherein eine Annahme bezweifle. An die Leuchterbrettchen einen Stift anzubringen wie auf beiliegender Zeichnung kommt dieser nur zur Hälfte ins Holz und Halb in die Luft. Das kann ich mir nicht denken, wohl wenn an diese Stelle das Blättchen kommt und der Stift in das Pult.

Die 5 Pulträhmchen habe ich fertig und habe diese zurückgestellt, jetzt arbeite ich wieder an den Birkespinetten.

Bei dem einen Pult welches orginal bleibt habe ich noch eine Frage: Auf der Zeichnung sind vor der Unteren Kante die sich vor die Notenaufstellleiste anlegt ein paar Stifte angegeben. Nun kann ich mir nicht vorstellen wie man dann das Pult, welches rechts und links in die Leuchtenbrettchen stramm eingepaßt ist, einsetzen kann oder muß das gebogen werden? Bei Clavichorden eine Stiftführung bin ich einverstanden, da es sich ja doch um moderne Instrumente handelt. Ich ging immer vom Standpunkt aus orginal getreu. Wenn der Taste ohne Schlitzführung sich nicht leicht nach rechts oder links wenden kann.

Soll ich auch bei den 3 Ahornspinetten die Stiftführung einarbeiten? Dann wäre aber an dem Klaviaturrahmen das hintere Rahmenstück von Hartholz zu machen dann beim Richten werden diese bald locker. Bejahenden Falls bitte ich um Zusendung solcher Stifte.

Die neuen Clavichorde sind in der Mensur für Messingsaiten berechnet, was ich auch H. Scholz bei seinem Hiersein gesagt habe.

Die Druckleiste über den Saiten ist früher gemacht worden, aber auch ohne.

Ich finde, daß die Speilart steifer wird und das Elastische verliert.

Ein Verlegen des Wagpunktes giebt auch mehr Spieltiefe, auch eine Modernisierung. Ich habe so viele verglichen und bin so zu dieser Anlage gekommen.

Den Steg im Diskant verschmälert machen halte ich für riskant, da hier das Holz nur kurzfasrig ist.

Das Brixlegger Cl. [Clavichord] habe ich anders berippt eben weil wie immer der Boden eine Unförmlich Gestalt bekommen hatte. Was Sie auch noch an dem Boden welche ich mitschickte noch sehen können. Die Rippen sind eingelassen ob das so war weiß ich nicht mehr, jedenfalls noch am alten Boden fest zustellen. Die Dimensionierung ist nach altem Muster. Das bin ich aber wenn bei der alten Berippung das Cl. die Jahre gelagert hätte, wäre eine neue Rep. wieder nötig. Die Alten haben die freiliegenden Rippen noch mit Leinenstreifen oder auch Pergament gesichert, weil noch dazu die Rippen beim Durchdrükken [sic] oft spalten. – Die Führungseinschnitte konisch habe ich schon oft gesehen auch schon selbst gemacht, dafür machte ich paralell Einschnitte und die Buchszungen konisch. Von einem beledern halte ich nicht viel, da die Reibflächen Hirnholz. Ich habe mir eine extra Säge ohne Schrank gemacht und die Schnitte noch mit Seife und ganz dünnem Glaspapier geglättet.

Das wäre wohl so das Wesentlichste auf das Fußgestell komme ich noch zurück.

Mit herzlichsten Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,01,18
Schreibort
Leipzig