NL Rück, I, C-0570m

"Lieber Herr Marx!

Wir freuen uns, dass Sie die Pakete gut erreicht haben. Der Inhalt geht in ordnung. Wegen des Abtransports des Hammerklavieres zum Klavi-Organum so schreibt Ihnen Herr Krause direkt, mit dem ich soeben die Angelegenheit persönlich gründlich durchgesprochen habe, da er hier durchfuhr und mich besuchte. Er wird Ihnen die nötigen Anweisungen und den notwendigen Warenbegleitschein schicken.

Nun noch etwas zur Gitarre:

ich vermute, dass Sie für die Verbreiterung des Halses Ahornholz benötigen. Ich weiss nicht, ob ich Ihnen diesbezüglich schon schreib, dass ich Ihnen das benötigte Ahornholz senden kann, wenn Sie mir nur die Dimensionen angeben. Vielleicht würde Ihnen aber ein Leipziger Geigenbauer, deren Sie ja welche kennen, auch das Bisschen Ahornholz abtreten. Uebrigens haben wir in Nähe Erlangen b. Nürnberg einen Spezialisten für Streichinstrumentenhälse, sodass die Beschaffung des benötigten Holzes keinerlei Schwierigkeiten macht.

Weiter möchte ich noch aufmerksam machen, dass die auf dem Griffbrett jetzt vorhandenen Messingbünde entfernt werden müssen. Unter diesen liegen nämlich die originalen Bünde aus braunem Holz und diese möchte ich wieder hergestellt wissen, wenn es sich halbwegs machen lässt.

Heute muss ich Ihnen mitteilen, dass unser alter, guter Lieferant Max Becker in Fa. Carl Aug. Schuster im August nach langem schweren Leiden verstorben ist. Wir verlieren in ihm einen guten Geschäftsfreund. Ob die Firma weitergeführt wird, darüber frage ich bei seiner Frau an. Ich bin mir nämlich nicht klar, ob er Inhaber war oder Geschäftsführer. Sie hören diesbezüglich wieder von mir.

Ich und Luise sind immer noch nicht in Urlaub abgereist, weil wir noch auf unsere Pässe für Gastein warten.

Einem vorgestern abgegangenen Päckchen entnehmen Sie einige schmalzgebackene Küchlein von der Petersauracher Kirchweih und die gewünschten Regulierschrauben für die Docken.

Sie schrieben vor einiger Zeit, dass Sie einen der Handzüge für das Hammerklavier nochmals zur Abänderung schicken wollen. Selbstverständlich kann diese Abänderung prompt und sofort gemacht werden.

Wir haben jetzt auch Bronzesaiten, mit denen Scholz seinerzeit bei Ammer in Cembali für die Basspartien recht gute Erfahrungen machte, da sie besser klingen als Messing. Wenn Sie Versuche an den Spinetten machen wollen, fordern Sie bitte die benötigten Stärken an.

Inzwischen mit herzlichen Grüssen // Ihr

NB:

Lieber Herr Marx!

Senden Sie das Clavichord-Modell als Päckchen. Ob Sie dazu einen Warenbegleitschein benötigen, kann ich nicht sagen. Ich denke, wann Sie es leicht verpacken, wird es mit 1 kg gehen, notfalls müsste es sonst über Krause gehen. Wir senden Ihnen in dieser Woche noch ein Paket mit Mehl, Reis, und Trockenmilch, damit Sie dann für die nächsten Wochen versorgt sind, denn sowie meine Pässe kommen, fahren wir sofort nach Bad Gastein weg und möchten, dass Sie in der Zwischenzeit gut versorgt sind.

Wegen der Schränkung der Saiten werde ich mich in Salzburg persönlich über Katholnigg erkundigen. Sobald Ihre Zeichnung einläuft, senden wir diese an Katholnigg und Katholnigg korrigiert dann die Zeichnung aufgrund des Original-Flügels. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, dass wir eine Kopie des Flügels verkaufen können und infolgedessen läge mir daran, die von Ihnen richtiggestellte Zeichnung recht bald hierher zu bekommen, damit ich die Angelegenheit in Salzburg persönlich durchführen kann. Leider sind die seinerzeitigen Grundlagen der Protokolle bei uns nicht mehr auffundbar, also wahrscheinlich verbrannt, denn in diesen wäre alles zu finden.

Nochmals freundliche Grüsse // D.O."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,09,01
Schreibort
Nürnberg