NL Rück, I, C-0570m

"Lieber Herr Marx!

Ich komme heute zurück vor allem auf Ihre Angaben für die Regulierhebel zum Clavi-Organum. Davon sind uns die Zeichnungen 2, 3 und 6 vollkommen klar, nicht aber die Zeichnung 1. Ich sende Ihnen die auf 1 bezüglichen Unterlagen hiermit nochmals zu mit der Bitte, uns diese Sache nochmals zu erläutern. Wir vermuten fast, dass es sich um zweierlei Hebel dreht, denn der von mir mit rotem Haken bezeichnete Hebel erscheint mir an sich völlig klar, dagegen ist und die Sache mit den mit blauen Haken bezeichneten Hebel unklar. Seien Sie so lieb, uns dies nochmals zu erläutern.

Von dem weissen Nähfaden geht Ihnen mit gleicher Post etwas zu in Nr. 8 und Nr. 12, was Sie nicht für historische Instrumente brauchen, verwenden Sie für Haushaltzwecke! Gleichzeitig richtet Frl. Luise ein Kilo-Päckchen für Sie zurecht.

Ich bestätige ferner dankend den Eingang der Einfurnierfirmen in Palisander.

Zur Untersuchung der Hammerköpfe für den Streicher-Flügel wir erst kommende Woche. Auf jeden Fall haben wir bereits die viel zu dick befilzten Köpfe gehörig beschnitten, wahrscheinlich werden wir auch noch die Filze weichstechen müssen. Ich werde nie mehr bei Langhammer eine solche Arbeit machen lassen. Der Filz ist nicht nur viel zu dick, sondern auch sicher zu hart. Ich denke aber, mit Stechen und Reduzieren werden wir die Kopie noch richtig herbringen. Sie hören also darüber noch.

Spinett.Rosetten: ich bin selbstverständlich mit den Dominicus-Pisaurensis-Rosetten einverstanden. Die ersten beiden Spinette hatten Rosetten mit 80 mm Durchmesser. Vielleicht komme ich demnächst dazu, eine solche zu fotographieren. Aber diese Sache ist an sich von ganz untergeordneter Bedeutung.

Clavi-Organum: wegen Resonanzboden und Berippung handeln Sie ganz nach Ihrem fachmännischen Ermessen. Ich bin dafür, dass man die Stimmwirbel von dem alten Wrack verwendet und lege diesem Brief den mir gesandten Probewirbel bei, damit wir nicht neue Wirbel anfertigen müssen. Immer vorausgesetzt, dass die alten Wirbel gut zu entrosten sind. Wenn Ihnen das Entrosten Schwierigkeiten macht, kann ich Ihnen von dem vorzüglichen Entrostungsmittel senden (Graphit- und Petroleum-Produkt), wir haben es vorrätig. Aber vielleicht kommen Sie auch ohne dieses durch. Falls Sie Glaspapiere irgendwelcher Feinheit brauchen, können wir Ihnen von jeder Nummer senden.

Nun zu den Achsen: die Hartmann'sche Zeichnung bezieht sich nicht auf ein in England gebautes Hammerklavier, sondern auf das Instrument von Kühlewind, also deutscher Fabrikat. Infolgedessen ist auch die Hartmann'sche Zeichnung nicht in allen Teilen massgebend.

Die von Ihnen gewünschten Drähte, Stifte etc. werden z.Z. bei meinem Mechaniker angefertigt und gehen an Sie ab, sobald alles beisammen ist. Ich denke, wir können alle Ihre Wünsche erfüllen.

Nun bezüglich der Pulte zum Mozartflügel: ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie entweder die Pulte zusammen oder wenigstens 1. - 2. Pulte senden würden an Krause, damit er mir solche zuleitet. Soviel ich orientiert bin, dürfen solche Pakete nicht mehr als 7 kg wiegen, sodass wohl nichts übrig bleibt, als wie die Paketsendung zu teilen in 2 - 3 Sendungen. Das nötige Verpackungsmaterial bitte ich Sie sich bei Blüthner zu holen oder in einem Papiergeschäft, notfalls müssten wir es Ihnen senden. Bitte schreiben Sie, falls Sie von uns dafür Unterstützung brauchen.

Ihr Vorschlag, das Stodard-Klavier gelegentlich zu reparieren, ist mir recht
sympathisch. Doch sollen Sie sich nicht von dem Klavier trennen, ausser Sie würden den Platz brauchen.

Diese wenigen Zeilen fü rheute. Die Stadt Nürnberg veranstaltet eine 900-Jahr-Feier mit historischer Ausstellung und da habe ich - ungeschickterweise, weil es mir sehr viel Arbeit macht - übernommen, die Abteilung der Instrumantenmacher zusammenzustellen. Wir packten schon x Kisten in Erlangen aus und wieder ein, um Block- und Querflöten und einige Zupfinstrumente zu finden und Herr Scholz arbeitet gegenwärtig an einem Hammerklavier und Hammerflügel. Ich möchte, wenn irgend möglich, auch die Mozart-Flügel-Kopie ausstellen und dazu bräuchte ich eben wenigstens eines der von Ihnen gemachten Pulte. Da die Ausstellung Ende Juni eröffnet wird, bäte ich Sie, von den Pulten gleich etwas auf den Weg zu bringen, damit ich den Flügel mit dem Originalpult versehen kann.

Sonst geht es uns zufriedenstellend. Das Geschäft hat etwas angezogen, aber leider gehen immer noch nicht neue Klaviere richtig so, wie es sein sollte. Der Hauptumsatz sind gebrauchte Instrumente und deren Instandsetzung macht viel Arbeit.

Lautenzug für Spinette:

ich schlage eine Verbesserung in der Konstruktion der geteilten Laute dahingehend vor, dass man jede Hälfte für sich einstellen und auch für sich spielen kann. Herr Scholz macht dazu eine kleine Konstruktions-Skizze, wie er sich dies denkt, aber selbstverständlich bleibt die Ausführung Ihnen überlassen. Es ist nämlich sicher bequemer, wenn beide Hälften für sich einstellbar sind und die Hebeleinstellung so gemacht wird, dass, wenn man beide Hebel betätigt, die Laute durch alle 5 Oktaven wirkt.

Mit herzlichen Grüssen vom ganzen Haus // wie immer Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,05,31
Schreibort
Nürnberg