NL Rück, I, C-0570m

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Ihren werten Brief vom 7.9. mit Fotos habe ich dankend erhalten. Die Klaviorganum Abbildung kann uns wenig nützen da das Klavier von unserem nichts gemein hat. Das einzige ist der Hebel zwischen Tasten und Orgelstecher. Die Hebel liegen ind einem Rahmen in Pergamentachse, und dieser wird durch verschieben als Verbindung der Tasten mit dem Stecher eingeschaltet. Anders und einfacher sind die Stecher so lang (hoch) daß der Taste diese direkt angreift. In diesem Falle ist der Führung[s]rechen der Stecher verschiebbar. Das ist allerdings nur möglich wenn die Windlade ganz unten liegt mithin die Stecher sehr lang. Ich habe wohl vor 45 Jahren in beiden Arten gearbeit[et]. Die Orgel geteilt im Baß u. Disk[.] habe ich noch nicht gesehen, ist aber nicht unmöglich. Ich bitte also die Höhe der Stecher zu messen und mit meiner Profilskizze zu vergleichen und ob der Rechen verschiebbar ist oder war. Auch in beiden Fällen bleibt noch ein Rätsel, von wo aus dies Bestätigt wurde, innen ist dafür kein Raum, schon weil es keine Klaviaturbacken giebt.

An den 2 Fortehebel habe ich die langen schwachen Rundkopfschrauben verwendet und sind dann sehr einfach noch durch stärkere auszutauschen.

Für die Klaviaturbäckchen bitte ich mir doch die genaue Stärke der Stifte anzugeben, daß ich diese gut passend ganrieren kann.

Zum Erard Modell erwarte ich gern die angezeigte Zeichnung 1 :1. Ich bin der Ansicht, daß 9 u 10 das geeignete sei.

Haben Sie inzwischen das Clavichord Modell erhalten und ist es zu Ihrer Zufriedenheit?

Nun zur Mozart Teilung. Mit der Änderung der Choreinteilung auf dem Stimmstocksteg in der 4.-5. Oktave bin ich nicht recht einverstanden ich bin der Ansicht, daß das Feld zirkelgerecht eingeteilt wird. Wozu die Unterschiede? Die verschiedene Schränkung bei den 3 chörigen, kann ich mir auch nicht erklären. Sollte es vielleicht sein um den Druck auf den Stimmstocksteg nach einer Seite abzusch[w]ächen. Daß die Stegstifte nicht gleichmäßig stehen ist sehr loisch, wenn die Saiten im Chor in gleichen Abständen verlaufen sollen so müssen die Stifte bei entgegengesetztem Schrank ungleich stehen, was an und für sich gar nicht so einfach ist dies zu berechnen um die Gleichheit zu erreichen, denn die Saite verläuft nicht da wo man den Stift bohrt sondern an der Seite des Stiftes.

Mit dem Verlegen des Stimmstocksteges bin ich vollständig einig. Ich wußte noch gut, daß der Steg keine regelrecht Kurve hatte sondern sehr abweigend [sic]. Dieserhalb hätte ich gern die verschiedenen Anschlagslängen gehabt, dann wäre schon die Form annähernd heraus gekommen, das ist aber jetzt nicht mehr nötig.

Soll ich mich mit der Teilung nach den Holzmodell richten, an dem ist die offene Stelle für die Stütze gegen den Stimmstock breiter als auf meiner Zeichnung.

Die Tastenlängen habe ich wie ich schon schrieb nach der Lichtpause des 1. u 61. Taste genommen, weil auf der Profilzeichnung nur der Diskanttasten angegeben ist. Wenn die Klaviatur in die Zeichnung einzeichnen soll möchte ich noch um die genauen Maße bitten.

Ich halte das Probe Tastenbäckchen für Ahorn, legen Sie darauf Wert? Bisher habe ich sie von Linde gemacht, daß man das Leder nicht schneiden muß sondern drücken kann.

Wieviel sind die Klaviaturbacken im Baß und Diskant in die Klötze eingelassen und wie stark sind die Backen?

Das wäre wohl soweit alles für heute.

Gitarre weist unter dem Anhang verschiedene Reihen Steckerlöcher auf auch das Wirbelbrett hat nur 6 Wirbel gehabt also muß das neu werden.

Mit herzlichsten Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx

Beilage: 1 Durchschnitt, 1 Foto-Kopie."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,09,12
Schreibort
Leipzig