NL Rück, I, C-0570m

"Sehr geehrter lieber Herr Haid!

Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief v. 28.2. und für die lieben und guten Wünsche anläßlich meines 79. Er ist aber doch des Lobes zu viel, ich habe immer nur meine Pflicht getan. Ich merke wohl, daß die Arbeit doch nicht mehr so von Händen geht wie früher, es macht sich halt das Alter bemerkbar.

Mit besonderer Freude habe ich gelesen, daß H. Doktor für seine rastlose Arbeit in der historischen Instrumentenkunde so hohe Anerkennung und wohlverdiente hohe Ehrung erfahren hat, nur sehr bedauerlich, daß unser lieber Herr Doktor an das Krankenlager gebunden ist, auch mit Ihnen ist mein sehnlichster Wunsch, unser lieber Herr Doktor möge recht bald genesen und in sein mit so vieler Mühe und Verdrießlichkeiten wieder errichteten Heimes einziehen.

Tages zuvor als mich Ihr lieber Brief erreichte erfuhr ich bei Blüthner von H. Gruber, daß H. Doktor im Krankenhaus sei was mich sehr beunruhigte bis ich von Ihnen näheres hörte.

Mit ganz besonderen Dank und Freude empfing ich das Päckchen mit den Virginier, Kakao und Plätzchen, und das Paket mit Spryfett, Fleisch, Mehl, Trockenmilch, Grünkernmehl. Zwetsch[g]en und Hörnchen. Diese zwei Sendungen erreichten mich pünktlich am Tage. Da war natürlich die Freude doppelt. Sonst verlief der Tag sehr ruhig, früher als die Familie noch beisammen war war das schon anders, aber Eins nach dem Anderen Flog aus und jetzt sind alle im Westen teils sebst Familie und so bleiben die Alten vereinsamt.

Die besten Grüße dem Hause Rück // ganz besonders Ihnen Herr Haid so wie Ihren Lieben // Ihr alter // Otto Marx

Beiliegende Zeilen bitte Frl. Weigand zu geben."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Empfänger Institution
Datum
1950,03,06
Schreibort
Leipzig