"Mein lieber Herr Marx!
Nachträglich gratuliere auch ich Ihnen noch, wenn auch verspätet, so nicht minder herzlich, zu Ihrem 79. Geburtstag alles Liebe und Gute und hoffentlich können wir noch recht oft solche Ehrentage mit Ihnen begehen.
Mir geht es langsam besser. Der Arzt denkt mich in etwa acht Tagen aus dem Krankenhaus entlassen zu können, dann werde ich kurze Zeit daheim sein und dann soll ich einige Wochen zur Erholung ins Gebirge.
Frl. Weigand sendet Ihnen anliegende einen Satz Hammerköpfe. Diese gehören zu einer Neuerwerbung, einem Flügel von Streicher Wien um 1855 herum. Die Hammerköpfe bestehen aus 2 Lederlagen und einer Zwischenlage von Filz. Diese haben die Motten gehörig mitgenommen und nun sollen Sie Ihre altbewährte Kunst einsetzen, um die Hammerköpfe richtig in Ordnung zu bringen. Es wird wohl nichts übrig bleiben, als die Filzlage zu erneuern.
Das ist eine haarige Arbeit: 1. den gleichen Filz zu bekommen und 2. wer soll es machen. Ich denke hier wie im früheren Falle in erster Linie an Langhammer und ich darf Sie bitten, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Sollte er den geeigneten Filz nicht haben, so bliebe nur übrig, dass Sie mir ein Filzmuster schicken und ich versuche, den Filz von Renner zu bekommen, der ja laufend Hämmer befilzt und auch, soviel ich orientiert bin, sogar ev. amerikanischen Filz haben oder beschaffen kann. Wenn er ihn nicht beschaffen kann, müsste ich amerikanischen Filz beschaffen, falls nicht jetzt zu bekommender deutscher Filz ebenfalls genügt.
Ferner werden Sie wohl Hammerleder brauchen, denn mir dünkt, dass die obere Hammerlederschicht wohl kaum mehr viel wert ist. Wir haben eine Anzahl Felle mit Hammerleder liegen und ich bitte Sie, dieses gegebenenfalls bei mir anzufordern, am besten mit einem kleinen Muster, damit Herr Scholz geeignetes aussuchen kann. Das idealste wäre natürlich, wenn Langhammer die Hämmer befilzen könnte, der uns ja rasch bedient. Kann er es nicht, wird wohl nichts übrig bleiben, als dass Sie sich an diese Arbeit machen. Dazu werden Sie sich wohl einige Befilzungs-Kluppen eigens anfertigen müssen. Ich überlasse das alles Ihrer altbewährten Erfahrung.
Die beiden Kisten mit dem englischen Hammerklavier zum Klavi-Organum und dem zugehörigen Wrack sind in Hannover hängen geblieben mangels geeigneter Papiere, aber soviel ich orientiert bin, hat Herr Haid die Angelegenheit wieder ins Rollen gebrachte. Ich hoffe, dass Sie die Sendung doch in Bälde erreicht. Die Sache wegen der Firmenschilder für die Spinette ist jetzt endlich im Laufen. Durch meine mehrwöchige Erkrankung ist eben vieles liegen geblieben.
Ohne mehr für heute wünsche ich Ihnen nochmals alles Gute und grüsse Sie herzlichst in alter Freundschaft und Verehrung, Ihre beiden Briefe an Herrn Haid und Frl. Luise bestätigend, // wie immer Ihr".