Brief in Hans Rücks Handschrift. Die Brüder Rück schreiben aus "Bad Gastein, Hôtel Krone". Ein zweites Datum, "29.8." bezieht sich auf den Gegenbrief von Georg Kinsky.
"Lieber Herr Dr. Kinsky!
Sind Nähtischklavierchen so selten, daß 350.- RM, (notfalls 400.-) heute noch vertretbar sind, wo doch kaum Interessenten vorhanden sind? Wir bezahlten für das Dom. Pisaurensis Spinett 1540 [MIR1081] im Sept. vorig. Jahres Lit. 3200.-, für das Automatische Nähkasten-Virginal [MIR1223], das mit B in Tusche signiert ist, nach Vergleich mit Wien & Breslau zweifelsfrei ein Bidermann ist, den gleichen Preis, also ja rund RM 700.- da erscheinen uns 350-400.- zu hoch für ein Instr. von 1820 gegenüber 700.- für Instrumente von 1540 bezw. etwa 1600.-! Es handelt sich tatsächlich für obiges N[ähtischklavierchen]. [MIR1174] um das Ibach'sche Angebot. Wir sind mit Ibachs geschäftlich u. freundschaftlich verbunden u. möchten deswegen einen möglichst allen Verhältnissen gerecht ausgewogenen Preis bieten. Darum ersuchen wir Sie um nochmalig genau überlegte Schätzung, die wir dann Ibach unterbreiten.
Ibach kaufte das N. vorm Krieg um 30.- £ in London, vermutlich damals schon zu teuer? Er polierte es u. machte es spielfertig. Vergleiche heute: unser Anton Walter-Hammerflügel [MIR1099] RM 325.- (anfangs 1933); Brüder Gräbner-Hammerflügel [MIR1106] (defekt) 125.-; Graf-Flügel [MIR1119] (gut erhalten) 100.-; [Matthäus] Andreas Stein-Flügel [evtl. MIR1110] (schlecht repariert) 125.-. Versteigerung Dorotheum-Wien: Empire-Hammerflügel, Mahagoni, Bronzen, mit Pedaluntersatz u. noch verziertem Stuhl, Frühjahr 34 = ö.Schill. 800.- (= Mk 400.-); ging in Wiener Besitz über.- Physharmonica von Haeckl-Wien ö. Sch. 275.- Herr [Adolf] Hartmann-Berlin (Sachs) schätzt obiges Nähtischkl. 'mit M 300.- zu hoch', da wir von ihm das Photo des Berliner Instr. [Kat. Nr. 16] erbaten.
[Helmut] Schultz-Leipzig nannte uns Ibachs Angebot, mit für Leipzig ohne Interesse u., wenn wir uns recht entsinnen, sprach er von etwa 200.- M Wert.
Wir bitten also um Ihre nochmalige Antwort nach Bad Gastein, Hotel Krone (unsere Adresse bis auf weiteres).
Die kleine schlesische Barockorgel [MIR1023] kauften wir von Wennerscheid [Antiquariat] kürzlich um M 415.-.
Zu unserem Erstaunen vermissten wir in Ihrem Artikel über Mozarts-Klaviere [1934] beim Nachweis Walter'scher Klaviere unseren Anton Walter-Flügel [MIR1099]; unseres Wissens sind alle erwähnten Fl. Ant. Walter & Sohn. Unser Walter wurde tonlich hervorragend u. ist in allen Oktaven ausgeglichen. - Wir kauften eine Tenor-Gambe [MIR791], signiert: Rud. Bosshardt, Augsburg 1625, Guitarrenform, frühe F-Löcher, glatter abgedachter Boden.
Freundliche Grüße! // Ihr Dr. Ulr. & Hans Rück."