NL Rück, I, C-0444e

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Einliegend neuesten Bericht der Frau [Wilhelmine] Neuner über das Thielke-Instrument. Nachdem der Boden ganz gerade ist, scheint es sich nicht um eine Diskant-Gambe, sondern um eine Diskant-Viola da braccio zu handeln. Die Jahreszahl dürfte vermutlich 1674 zu lesen sein. Die Besitzer scheinen reichlich eingebildet und hochfahrend über ihren Besitz zu sein und bilden sich wahrscheinlich, wie Privatleute immer, ein, einen unersetzlichen Schatz zu hüten. Ich habe von Frau Neuner eine anständige Fotographie verlangt und sende Ihnen diese nach Erhalt zu, damit Sie dann Ihre Schätzung endgültig abgeben können. Stimmt dies, dass nur zwei solche Instrumente ausserdem bekannt sind?

Zur Preisfestsetzung dürfte Sie interessieren, dass voriges Jahr Herr [Hermann] Israel eine Thielke-Tenor-Gambe an Geigenbauer Koch in Stuttgart für Mk. 800.- verkauft hat und dass der gegenwärtige Grosshandelspreis für Viola d'amore durchschnittlich bei Mk. 300.- liegt. Als was wäre diesses Thielke-Instrument musikalisch zu verwerten? Wir besitzen eine sechs-saitige Aletse Alt-Viola da braccio [gemeint ist wohl MIR784]. Dies wäre dann wohl der zugehörige Diskant? Dann müssten doch die Instrumente wahrscheinlich auch im Ton-Charakter zusammenpassen?

Im Sachs-Katalog [1922] finde ich einen Klavierbauer André in Berlin. Ob bei dem Instrument unseres Bekannten, das in Hessen steht, nicht jener André in Berlin firmiert?

Mit freundlichen Grüssen // Ihr ergebener

 

N.S: Die auf meiner letzten Karte auf der Vorderseite erwähnte Herkunftsgeschichte bezieht sich natürlich nicht auf den Silbermann-Flügel, dessen Herkunft ich nicht kenne, sondern auf den Walter-Flügel [MIR1099]. Der Silbermann-Flügel hat die gleiche Rosette wie der Berliner Flügel und die gleiche Mechanik, wie sie in Sachs: 'Das Klavier' [1923b] abgebildet ist auf Seite 27. [Bezieht sich auf Katalognr. 12, heute Musikinstrumenten-Museum in Berlin, Johann Heinrich Silbermann.] Nur ist der Lederbelag viel dünner, als wie derselbe an der Zeichnung auf Seite 27 skizziert ist.

Vielen Dank für Ihren Brief an Wennerscheid [Antiquariat] und für Ihre Mitteilungen über die Dorothea von Curland. Der Flügel soll erwähnt sein in Briefen die im preussischen Staats-Archiv liegen, aber nicht zugänglich sind, weil sie hochpolitischen Inhalt haben."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,06,06
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Diskantviole
Streichinstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Viola da Gamba (Diskantlage) (ursprünglich Viola d'Amore)
Streichinstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Provenienz
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Verkauf Musikinstrument(e)
Viola da Gamba (Tenorlage)
Kaufpreis
Wert von
800
Wert bis
800
Währung
RM
Involvierte Person
Involvierte Institution
Markneukirchen
1933
Typ des Ereignisses
Gutachten Marktwert
Involviertes Objekt
Viola d'Amore
Marktwert
Wert von
300
Wert bis
300
Währung
RM
Involvierte Person
Involvierte Institution
Nürnberg
1934,06
Literaturreferenz
Sachs 1922
Sachs 1923b