"Lieber Herr Doktor!
Ich bin nach längerer Abwesenheit wieder zurückgekehrt und bitte Sie heute um eine Auskunft. Wie Sie wissen werden, baut Maendler-Schramm, auch Ammer und Neupert in neuester Zeit ein sog. Pedal-Cembalo, d.h. ein unter das normale Cembalo unterschiebbares Spezial-Cembalo, das nur durch Fuss-Klaviatur betätigt wird. Es erhebt sich nun eine prinzipielle Frage: Ist ein solcher Typ - notabene als Cembalo - in irgend einem Museum belegt? Ich kenne an Pedal-Klavieren die folgenden:
1. Im Museum Carolin[o] Augusteum in Salzburg einen Hammer-Flügel [Kat.-Nr. 70, Inv.-Nr. 244].
2. In unserem eigenen Museum ein gleiches Instrument [MIR1127], das mit ziemlicher Sicherheit vom gleichen Erbauer wie das Salzburger stammt.
3. Im Metropolitan-Museum New-York den Stein'schen Pedal-Hammer-Flügel [Ac.-Nr. 89.4.3182], der aber nur eine angehängte Pedal-Klaviatur repräsentiert, deren Stösser auf die Manual-Tasten wirken.
4. Im gleichen Museum einen Lyra-Flügel mit Pedal-Klaviatur [Ac.-Nr. 89.4.3347].
5. Unterschiebbare Hammer-Pedal-Klaviere, z.B. im Germanischen Museum in Nürnberg [MI269].
Im Sachs'schen Real-Lexikon [1913] ist wohl das Wort Clavizimbel erwähnt, aber keine Belegstelle, Angabe (294). Auf Seite 293 ist unter Pedal bei der Literatur eine Schrift von A. Kraus [1911] erwähnt, jedoch auch offenbar nur auf Pianoforte bezogen.
Es wird neuerdings die Behauptung aufgestellt, dass Pedal-Clavizimbel zu [Johann Sebastian] Bach's Zeiten existiert haben sollen, denn ein Teil der sog. Orgel-Trio-Sonaten sei dafür geschrieben.
An einzelnen Spinetten (Berliner Sammlung, unsere Sammlung [Rück]) ist an der Unterseite der Tasten der kurzen Oktave deutlich zu sehen, dass diese Tasten unten eine wagrechte Achse trugen, durch welche ein Draht durch den Klavitur-Boden hindurch, herunterging auf den Boden und dort vermutlich eine Pedal-Tastatur angehängt war. Herr [Otto] Marx steht allerdings auf dem Stnadpunkt [sic], dass dies nur Notbehelfe waren, weil nach seiner Kenntnis der Instrumente die Ausführung dieser sog. Pedal-Anhänge ziemlich primitiv war und oft in Widerspruch mit der sonst erstklassigen Arbeit des Instrumentes steht.
Der hiesige Musikwissenschaftler, Herr Dr. [Willy] Spilling, interessiert sich für diese Frage prinzipiell und ich nehme an, dass Sie in Ihrer Kartothek sicher irgend welche Instrumente museal nachweisen können - wenn es solche gibt. Mir ist keines bekannt als Cembalo ausgeführt, sondern nur Pedal-Clavichords (Germanisches Museum [MI270], Heyer-Museum [heute Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, Inv. Nr. 23]), die aber aus der Zeit nach Bach stammen.
Ausser diesen Trio-Sonaten ist Herrn Dr. Spilling nichts bekannt, was in der Bach'schen Notation auf ein Pedal-Clavizimbel hindeuten könnte.
Existiert vielleicht ein bildlicher Beleg in irgend einem Werke? Oder eine Literatur-Stelle?
Ich wäre Ihnen für eine Auskunft sehr zu Dank verbunden und begrüsse Sie inzwischen, auch namens meines Bruders [Hans Rück], als // Ihr sehr ergebener // [handschriftlich] R
[maschinenschriftlich] N.S. Ich wäre Ihnen für möglichst umgehende Antwort sehr zu Dank verbunden.
Im Lengfeld-Katalog [Lengfeld'sche Buchhandlung] finde ich Ihre Dissertation [Kinsky 1926] verzeichnet: wenn sie für die Instrumenten-Kunde von Belang ist, bitte ich Sie, mir ein Exemplar zusenden zu wollen. Natürlich gegen Bezahlung. Haben Sie kein Exemplar Ihrer neuen Wiener Erscheinung [Kinsky 1937] übrig?"