"Sehr geehrter Herr Doktor!
Ich komme heute höflich zurück auf Ihre Abrechnung vom [sic] und teile Ihnen der Ordnung halber mit, dass an dem Ihnen zugute kommenden Betrag noch abgeht die für Sie am 6. November 1933 verauslagte Fracht mit Mk. 3.90: [sic] Ihrem Wunsche entsprechend einliegend Mk. 20.- a conto Gutachten.
Falls Sie gelegentlich mit Wennerscheid [Antiquariat] korrespondieren, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie den Mann rückhaltlos aufklären, dass seine Forderung mit Mk. 450.- [für MIR1023] viel zu hoch ist. Wennerscheid glaubt nämlich, er würde einem mit Mk. 450.- noch ein Geschenk machen. Wir kaufen zehnmal lieber von Leuten die etwas verstehen, als wie von Antiquaren, die ständig der Meinung sind, zu billig zu verkaufen.
Vielleicht würde Lengfeld['sche Buchhandlung, Köln] den gesamten Preis des Werkes von Hayes [1928-1930] einholen.
Sonst liegen z. Zt. Angebote nicht vor. Leider müssen wir in bauliche Instandsetzungen wieder Mittel hineinstecken, sodass wir jetzt sehr haushälterisch umgehen müssen.
Einsichtlich der Frage der Messingkapseln bei Hammerflügel[n] konnten wir jetzt eine einwandfreie Feststellung machen. Ich kaufte vor zwei Wochen in Chemnitz einen Hammerflügel [MIR1106], signiert auf der Vorsatzleiste mit Gebrüder Gräbner, nur 2chörig, 5/7 Okt F-g[,] Dresden, in französischer Sprache und mit der Fabrik-Nr. 140. Aus Ihren biografischen Notizen im 2. Heyer-Band [Kinsky 1912] geht hervor, dass dieser Flügel etwa 1792 gebaut worden sein könnte. Dieser Flügel hat Messingkapseln. Ausserdem ist jetzt im Heyer-Museum [Leipzig, Museum für Musikinstrumente der Universität] ein nicht im Heyer-Katalog [Kinsky 1910 und 1912] enthaltener Hammerflügel von Joh[ann]. Heinr[ich] Gräbner, Dresden, der 4 1/2 Oktaven Tonumfang A bis f hat und auch schwarze Untertasten. Dieser Flügel hat ebenfalls schon Messingkapseln und stammt aus der Zeit bevor die Brüder Gräbner zusammenarbeiteten. Folglich kann man allerspätestens die Messingkapseln in Sachsen auf etwa 1792 festlegen. Mit freundlichen Grüssen // Ihr ergebener".
Notiz von Ulrich Rück zu Beginn des Briefes "M 20.- beigelegt".