[Brief ohne Datum. Aus dem vorangehenden und nachfolgenden Brief erschliest sich der 5.6.1934 als wahrscheinliches Datum.
Der Name Neuner ist rot unterstrichen, dazu eine Notiz zu Beginn des Briefes "betr[ifft]. Neuner-M[itten]'wald".]
"Sehr geehrter Herr // Dr. Kinsky!
Inliegend ein Angebot [Wilhelmine] Neuner über ein Tielcke-Pardessus de Viol, oder hier eine wirkliche Diskantviola da braccio? Die Zargenhöhen kommen mir merkwürdig niedrig vor, ich habe diesbezl. nochmals rückgefragt, glaube aber, dass kein anderes Resultat herauskommt. Für ein Pardessus scheint mir die Zarge zu nieder, es müsste denn sein, dass sie einmal niederer gemacht wurden. Die Jahreszahl ist unmöglich. Photos leider so schlecht, dass man nicht ssehen [sic] kann.
Mich würde nun interessieren, was die Heyersche Tielcke [D]iskantviola da braccio Nr. 786 [Leipzig, Museum für Musikinstrumente] szt. im Frieden im Ankaufe Hr. [Wilhelm] Heyer gekostet hat, und was man heute dafür geben könnte, falls das Instrument hier bei der Prüfung sich als echt erweist, nicht geändert in der Zar[g]enhöhe, im Lack original und tonlich einwandfrei ist. Ich fürchte nämlich, dass ein blödsinniger Preis gefordert wird, wie meist bei Laien. Dann ist mir der Friedenswert und der heutige Schätzwert als Waffe willkomme[n].
Sind Ihnen von André, Frankfurt oder Offenbach historische Klaviere bekannt und wo stehen solche? Ein Bekannt[er] gibt an, er hätte ein Pianinoähnliches Instrument von André mit der Jahreszahl 1782!!! Die Zahl halte ich für effektiv falsch. Pianinos aus dieser Zeit?? Es soll et[wa] die Form der frühen Broadwoodpianos, also hoch und rech[t]eckig in der Form, haben.
Kennen Sie Andrée, Geschichte des Klavierbaus [1855]? Kann ma[n] [v]on Lengfeld['sche Buchhandlung] zur Ansicht haben?
Freundlich grüssend".