Siehe auch die Teilabschrift des Briefes.

"Sehr geehrter Herr Dr. Rück,

An Wennerscheid in Berlin habe ich Ihrem Wunsche gemäss geschrieben und lege Ihnen einen Durchschlag meines Briefes bei.

Ueber die Herkunftsgeschichte des sog. Silbermann-Flügels kann ich mir einstweilen noch kein klares Bild machen! In Ihrer letzten Karte teilten Sie mir mit, dass derselbe für die Herzogin 'in Wien eigens gefertigt wurde' - dann müsste er aber doch Wiener Fabrikat und könnte also nicht von [Gottfried] Silbermann sein. Andrerseits schreiben Sie, dass er die gleiche Rosette wie der Berliner Flügel [Katalognummer 12] (von Joh[ann]. Heinrich Silbermann, Strassburg 1776) habe - wie reimt sich das zusammen?

Die Herzogin (Anna Charlotte) Dorothea von Kurland (geb. Reichsgräfin v. Medem) ist am 3. Februar 1761 geboren und wurde am 6. November 1779 die dritte Gemahlin des letzten Herzogs von Kurland (Peter Biron), der 1795 abdankte. Sie starb am 30. August 1821 auf ihrem Gute Löbichau im Altenburgischen. Es gibt ein Buch über sie von Chr. Aug. Tiedge: 'Anna Charlotte Dorothea, letzte Herzogin von Kurland', Leipzig 1823; ob darin vielleicht der Flügel erwähnt ist? Sie war Patin Theodor Körners, und da dieser als junger Student auf Löbichau öfters zu Besuch war, ist es schon möglich, dass er den Flügel benutzt hat. Aus der Goethe-Literatur habe ich ermittelt, dass Goethe zwar mit der Herzogin 1808 und 1820 in Karlsbad zusammengetroffen ist; von einem Besuche des Dichters in Löbichau ist aber nichts bekannt. - Endlich lautet der Name des Barons wahrscheinlich nicht 'Gümpling', sondern 'Tümpling'; vgl. in Sachs' Berliner Katalog [1922] (Sp. 26) die Schellentrommel Nr. 1318 der Berliner Sammlung: 'Aus dem Besitz der letzten Herzogin von Kurland; Geschenk der Frau v. Tümpling auf Schloss Thalstein bei Jena.' [Der Abschnitt wurde handschriftlich markiert.]

Mit freundlichen Grüssen // Ihr stets ergebener // [handschriftlich] Dr. G. Kinsky".