Beilage zu Brief gleichen Datums.
Notiz von Hans Rück: "Dr. Kinsky: // 1.) Beethovens Mandolinen-Komp. // 2.) Fortepiano mit Pedalen. // Nach Einsicht retour an Rück"
"Beethovens Mandolinenkompositionen
Aus einem Aufsatz 'Zur Geschichte der Mandoline' von G. Kinsky (Festschrift zum 25jähr. Jubelfest des Köln-Ehrenfelder Mandolinen-Klubs, Köln 1922).
... Selbst Beethoven hat in seinen jungen Jahren - um 1795 - einige kleine Kompositionen für Mandoline mit Klavierbegleitung geschrieben: Gefälligkeitsarbeiten, die zugleich beweisen, daß in Oesterreich damals das Instrument in Liebhaberkreisen gern gespielt wurde. Es sind Variationen in D-dur und ein 'Adagio ma non troppo' in Es-dur, beide der Mademoiselle de Clary zugeeignet. Das Adagio trägt die Aufschrift 'pour la belle J(osephine)', d. i. die als Gesansdilettantin bekannte böhmische Gräfin Josephine Clary, die sich 1797 mit dem Grafen Christian Clam-Gallas vermählte; Beethoven widmete ihr auch seine 1796 in Prag komponierte ghroße Konzertszene 'Oh perfido', Opus 65. Ferner gibt er eine aus einem Adagio in c-moll mit einem Trio in C-dur bestehende einsätzige 'Sonatina per il Mandolina'(!) und ein etwas längeres, ebenfalls als Sonatensatz zu bezeichnendes Adagio (in Es-dur). Diese Stücke, nach A. W. Thayers großem Beethovenwerk (2. Band, S. 58) 'beide sehr hübsch und wohlklingend, von etwas schwermütigem Ausdruck', waren vermutlich für Beethovens Freund Wenzel Krumpholz bestimmt, der nicht nur ein tüchtiger Geiger, sondern auch ein geschickter Mandolinenspieler war; sie sind in dem 1887/88 erschienenen Ergänzungsband (XXV) der Breitkopf & Härtel'schen Gesamtausgabe (als Nr. 32 u. 33 bezw. 295 u. 296) abgedruckt. Ob die beiden der Comtesse Clary gewidmeten Kompositionen ebenfalls schon gedruckt sind, entzieht sich meiner Kenntnis; die Urschriften sind erst 1905 im Archiv des Grafen Franz Clam-Gallas zu Reichenberg (?wohl Prag?) aufgefunden worden.
(Nachtrag): Im Archiv Clam-Gallas ist auch ein Sonatensatz Beethovens in C-dur für Klavier und Mandoline 1912 von Dr. A. Chitz aufgefunden worden. Abdruck und Aufsatz ('Beeth.s Kompositionen für Mandoline') von A. Chitz in der Wiener Zeitschrift 'Der Merker', 3. Jahrgang Heft 12. Ferner zu vgl. ein Aufsatz von A. Orel in der Wiener 'Zeitschrift für die Gitarre', 4. Jahrgang Heft 10. (15.X. 1925) - Beide Aufsätze sind mir nicht bekannt! G[eorg]K[insky].
(Aus der 'Allg. musikal. Zeitung', 8. Jahrgang; No. 36 v. 4. Juni 1806), Sp. 565f.
Fortepiano mit Pedalen.
... Noch sehr viel aber würde das Fortepianospiel dadurch gewinnen, wenn unsre Instrumente, die mehrere Meister jetzt so verfertigen, daß sie fast nichts mehr übrig lassen, auch mit Pedalen versehen wären*). Ueber die Beschaffenheit und den Nutzen derselben dürften vielleicht für den Nichtkenner folgende Bemerkungen nicht überflüssig sein. Das Pedal ist wie das Fortepiano gebaut, mit dergleichen Hämmern, Dämpfern usw., nur daß die Tasten sehr vergrößert und auch sonst so eingerichtet sind, daß man mit den Füssen spielen kann. Der Körper ist ebenfalls flügelförmig. Man kann es unter jedes Fortepiano stellen, so daß der Spieler, der auf einer besonders dazu eingerichteten Bank sitzt, beide Instrumente bequem brauchen kann. Es umfasst übrigens nur ungefähr zwei Oktaven, nämlich die Töne vom tiefen oder großen C bis zum eingestrichen c - aber im sogenannten 16fuß-Ton, d.h. eine Oktave tiefer als unsre Klavierinstrumente ... (Folgt eine Erklärung der Fußtonbezeichnung.)
Man hat dem Fortepiano immer mehr Umfang zu geben gesucht: durch das Pedal erhält es noch einen bedeutenden Zuwachs an tiefen Tönen. Daß ein geschickter Spieler mit Hilfe eines Pedals sehr viel ausrichten könne, das sonst nur mit Begleitung eines andern Instruments auf dem Fortepiano zu spielen sind, können leicht so eingerichtet werden, daß das accompanirende Instrument durchs Pedal entbehrlich wird. Die herrlichen vierstimmigen Fugen und Orgelstücke mit obligatem Pedal könnten dann auch von dem Fortepianospieler vorgetragen und genossen werden ... (usw., Rest inhaltlich ohne Belang!)
*) Auch diesen Wunsch erfüllen jetzt einige geschickte Meister. Vergl. No. 28 d(ieser) Z(eitung) von diesem Jahre.
(= No. 28 v. 9. April, Sp. 437; Bericht über 'Musik in Leipzig.'[)]
'Herr Musikdirektor (August Eberhard) Müller (1767-1817) machte das Publikum mit einem hier zum Verkauf stehenden Pedal aus Wien, das an alle große Instrumente angesetzt werden kann, bekannt, und zwar so, daß er auf einem großen Schanzischen Instrumente, womit sich das Pedal vortrefflich verband, frei phantasierte und dann sein großes Konzert aus Es dur, woraus er für das Pedal teils einen Grundbaß, teils einzelne kleine Solos gezogen hatte, zum Besten gab... (Folgt eine lobende Besprechung der Fantasie und Müllers Vortrag.) ... Das Pedal hat sehr schöne mittlere und hohe Baßtöne; die tiefen sind zwar für sich etwas undeutlich, tun aber bei zweckmäßiger Anwendung dennoch ihre gute Wirkung, ungefähr wie ein 32füßiger Untersatz in der Orgel ...'."