"Lieber Herr Dr. Rück,
Die von Ihnen so fürsorglich eingepackte Kiste ist mir gestern Nachmittag von der Bahn zugestellt worden. Namens meiner Frau [Wilhelmine Kinsky] soll ich Ihnen und Ihrem w. Herrn Bruder [Hans Rück] ihren herzlichsten Dank für die sehr willkommenen Spenden übermitteln, was hiermit geschieht! Die erste Dose der leckeren Bratwürstle und die erste Flasche des feinen Tiroler Rotweins haben wir uns schon gestern Abend zu Gemüte geführt und auch bei diesem festlichen Anlaß dankbar der gütigen Spender gedacht.
Bevor ich mit der Ausarbeitung des Führungsvortrags beginne, wollte ich noch rasch die versprochenen Auskünfte erledigen. Zunächst sende ich Ihnen heute die Notizen über Gaspar da Salò, Hellmund, Bodechtel, Zypressenholz, Pedal-P[iano]f[or]te. und Beethovens Mandolinenkompositionen. (Rücksendung aller dieser Blätter ist nicht erforderlich- mit Ausnahme der Schreibmaschinenabschrift 'Handel mit Saiten' aus Roths 'Geschichte des Nürnbergischen Handels' [Bd. 3, 1801]; dies hat aber durchaus keine Eile.) - Weiteres Material folgt, desgleichen der Tafelband 'Lutherie' aus der 'Encyclopédie méthodique', dem ich dann das Orfeo-Blatt beilegen werde.
Wie ich Ihnen schon erzähle, sind eine Reihe wertvoller alter Blasinstrumente aus dem Germanischen Museum Anfang März 1932 von der protestant. Kirchenverwaltung in Fürth als Leihgaben zurückgefordert worden. Es sind die folgenden: Nr. [MI]123: Krummer Zink, Nr. [MI]126: offenes Choristfagott von Joh. Chr. Denner, Nr. [MI]153/54: 2 Denner-Klarinetten, Nr. [MI]164: Trompete von Kodisch-Nürnberg, Nr. [MI]165/66: 2 Trompeten-Bruchstücke, Nr. [MI]174/75: 2 B-Posaunen von Friedrich Ehe-Nürnberg, Nr. [MI]176: Diskantposaune von Friedrich Ehe, Nr. [MI]181/82: 2 Jagdhörner, Nr. [MI]196/97: 2 Denner-Klarinetten (ob andere als Nr. [MI]153/54?) [siehe Kirnbauer 1994, S. 207f.].
Es wäre doch wichtig zu ermitteln, wohin diese Instrumente gekommen (d.h. verkauft) sind? Vielleicht ist noch Einiges vorhanden, das Sie sich evtl. sichern könnten - etwa die Denner-Klarinetten oder das Christfagott. Auch der englische Sammler Prof. [Adam] Carse würde sich für solche Raritäten interessieren.
Unterziehen Sie doch nochmals den Bücherschrank im Toilettenraum einer genauen Durchsicht, ob sich dort nicht noch der 2. Band von Matthesons Zeitschrift 'Critica musica' (4°-Format) [1725] vorfindet, da dieser Band den wichtigen Aufsatz über Cristoforis Hammermechanik (in deutscher Uebersetzung) enthält.
Wenn Ihnen die beigelegte Adress- und Reklamekarte von Andreas Streicher gefällt (ein seltenes Kuriosum!), wollen Sie sie bitte frdl. entgegennehmen!
Mit besten Grüßen auch an Herrn Hans Rück usw. // Ihr // Dr. G. Kinsky".