NL Rück, I, C-0444e

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Im Anschluss an meinen gestrigen Brief [nicht im NL Rück erhalten] übersende ich Ihnen einliegend ein genaues fachmännisches Gutachten [nicht im Akt Kinsky erhalten] über die Orgel [MIR1023] bei Wennerscheid [Berlin-Bonn, Antiquariat]. Wie Sie daraus ersehen, braucht die Orgel eine gewaltige Reparatur und ich habe die Ansicht, dass der von mir gebotene Preis von Mk. 300.- eigentlich schon vollkommen genügend wäre. Ob man angesichts dieses Gutachtens Mk. 350.- bezahlen kann, wollen Sie entscheiden. Wichtig wäre mir Ihr Urteil über die Zeit in der die Orgel entstand. In der Berliner Sammlung befindet sich ein ähnliches Werk, von dem allerdings nur das Gehäuse vorhanden ist, die gesamten Pfeifen fehlen.

Zur Viola pomposa-Frage: Sie haben einen Artikel über das Wilfer'sche Instrument [von Albin Wilfer, Leipzig] veröffentlicht. Haben Sie dieses Instrument gesehen? Herr Wilfer war so liebenswürdig mir kürzlich in Leipzig das Instrument zugänglich zu machen. Ich frug Herrn Wilfer, ob nicht sein Instrument im heutigen Zustand dadurch entstanden sei, dass irgend jemand einmal, um es al braccio zu spielen, die Zarge auf die Hälfte abschneiden liess. Herr Wilfer verneint dies mit der Begründung, man müsse dies am Hals und ebenso innen an der Versteifung zwischen Zarge und Decke sehen, wenn er nachgearbeitet worden wäre, und ebenso sind innen an der Versteifung zwischen Zarge und Boden die alten Bünde noch vorhanden. Je mehr ich mir aber die Sache durch den Kopf gehen lasse, desto mehr komme ich doch zu der Ansicht, dass diese Viola pomposa einmal gestutzt wurde, denn ganz unten unter dem Saitenhalter-Anhängeknopf, an der Stelle, wo die Zarge auf den Boden aufsteht, befindet sich ein halbkreisförmiges Loch. Der obere Boden steht noch an der Zarge, die Viertelkreis-Bogen rechts und links stehen direkt auf dem Boden auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solch sorgfältiger Arbeiter wie es Hofmann gewesen ist, das Loch so angebracht hätte! Der Mann hätte doch in die Zarge ein kreisrundes Loch gebohrt.

Das Instrument in Prag habe ich besichtigt und es vorerst zu meinem geigenbautechnischen Experten, an Herrn Tenucci von Hug & Co.-Zürich gesandt, um feststellen zu lassen, von welcher Qualität das Instrument ist und wo es ev. entstanden sein könnte. Innen sind noch ganz kümmerliche Rest [sic] eines Zettelrandes. Vielleicht kann Tenucci bei seiner grossen Erfahrung daraus feststellen, von wem es sein könnte. Es weicht in den Massen von den Viola pomposa ab (siehe unten) und geht mehr in die Massen einer Viola da spalla, ist aber höchstwahrscheinlich ursprünglich schon fünfsaitig. Was kann das sein?

Mit freundlichen Grüssen // Ihr ergebener".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,03,12
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Gutachten
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Violoncello piccolo
Streichinstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Vergleichsobjekt(e)
Viola pomposa
Streichinstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Angebot Musikinstrument(e)
erwähnt im Zusammenhang
Gutachter(in)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Orgelpositiv
Angebotspreis
Wert von
300
Wert bis
300
Währung
RM
Involvierte Person
Nürnberg
1934,03