"Sehr geehrter Herr Dr. Rück,
Zum Stande meines Kontos erlaube ich mir zu bemerken, dass Sie mir zwar am 21. ApriI freundlicherweise 10 M gesandt haben, die Auskünfte in meinem ausführlichen Brief v. 9. April aber noch nicht verrechnet sind. Die in Ihrem w. letzten Brief avisierten 17 M werden wohl morgen eintreffen. Da ich Ihnen bereits in meiner gestrigen Karte mitteilte, dass die Bonner Angelegenheit infolge Abwesenheit des Berliner Herrn [Willi] Wennerscheid ergebnislos verlaufen ist, schlage vor, den hierfür ausgeworfenen Betrag auf spätere Auskünfte zu verrechnen.
Den Briefwechsel mit Wennerscheid sende ich Ihnen mit gleicher Post zurück. Ist denn diese kleine Barockorgel [MIR1023] wirklich so ein besonderes Stück, zumal in Anbetracht der erheblichen Reparaturkosten - so viel an dem Ankauf liegt?
Die Dissertation von Bernhard Ankermann [1897] über die afrikanischen Musikinstrumente ist in erweiterter Fassung (mit 176 Abbildungen) 1901 in einem vom Berliner Völkerkunde-Museum herausgegebenen Werk erschienen, das im Buchhandel nicht zu haben ist, aber von Lengfeld['sche Buchhandlung] für Sie gesucht werden wird.
Für die Zusendung des interessanten Erlanger Programms danke ich Ihnen bestens. Als historischer Vorläufertyp des Mozart- und Beethovenflügels wäre ein Silbermann-Flügel eine sehr begrüssenswerte Erwerbung und zudem eine Rarität ersten Ranges, da ausser den drei Flügeln Friedrichs des Grossen in den Potsdammer Schlössern m. W. keine weiteren Hammerflügel des Meisters bekannt sind. Es fragt sich nur, ob als Erbauer der alte Gottfried S. oder dessen Neffe, der Strassburger Johann Heinrich S. (s. Berliner Hochschule [heute Musikinstrumenten-Museum], Nr. 12) in Betracht kommt. Für letzteren spräche das Nussholzgehäuse, während die Potsdamer Instrumente aus gestrichenem Kiefernholz sind. Schätzungspreis: unbedenklich 500 M (falls dafür zu haben); der idelle Wert ist natürlich doppelt und dreifach höher.
Zum Walter-Flügel [MIR1099]: Welche 'Herzogin von Kurland' soll denn die Besitzerin gewesen sein? Die Vermutung, dass Goethe damals noch selbst gespielt haben soll, erscheint mir stark zweifelhaft; er hat das in der Jugend ohnehin nur sehr lässig betriebene Klavierspiel schon in den ersten Jahren seines Weimarer Lebens - d.h. um 1780 - für immer aufgegeben.
Mit freundlichen Grüssen // Ihr sehr ergebener // [handschriftlich] Dr. G. Kinsky".