"Sehr geehrter Herr Doktor!
Wir sandten Ihnen noch vor Pfingsten Ihrem Wunsche gemäss die Kupferstiche zurück. Sie sind mir doch zu klein und offengestanden bei dieser Kleinheit auch zu teuer. Ich hoffe, so etwas ähnliches bei Gelegenheit einmal billiger erwerben zu können. Übrigens besitzen wir bereits etwa 30-40 ähnliche Sachen und wollen vorerst damit bremsen.
Heute mache ich Ihnen einen Vorschlag. Wären Sie bereit nach Bonn für mich zu fahren, wenn ich Ihnen die Fahrtkosten plus Mk. 10.- vergüte? Mehr kann ich unter den heutigen Verhältnissen leider auch nicht bezahlen, da die Klavierbranche miserabel geht. Wie Sie wissen, unterhandeln wir mit Wennerscheid-Berlin (Antiquariat) über die bewusste Orgel [MIR1023]. Ich lege Ihnen das Gutachten des Orgelbauers der Berliner Sammlung bei. Sie schätzten ja seinerzeit die Orgel auf etwa nur Mk. 300.-, ev. sogar noch weniger. Nun ist die Orgel ganz hübsch und nett und ich würde sie ganz gerne erwerben. Frau [Lola] Wennerscheid offerierte mir seinerzeit die Orgel um Mk. 380.-. Herr [Willi] Wennerscheid beharrt aber hartnäckig auf einem Preis von Mk. 450.-. Da Sie Herrn Wennerscheid persönlich kennen, nehme ich an, dass es Ihrer persönlichen Intervention in Bonn gelingen könnte, dass wir die Orgel für etwa Mk. 380.- bekämen, äusserstenfalls würde ich bis Mk. 400.- gehen und würde Sie ermächtigen zu Mk. 400.- abzuschliessen. Allerdings könnte ich natürlich eine Extra-Provision für Sie nicht vergüten. Wollen Sie die Sache in diesem Sinne übernehmen?
Neue Angebote kamen uns nicht zu, lediglich heute eine fünf-saitige französische Diskant-Gambe von Guersan, Original, geschnitzter Kopf, C-Löcher, typische Arbeit von 1758, Deckel mit doppelten Adern eingelegt; Korpus und Boden abwechselnd breite Spähne aus Palisander und Ahorn. Der Mann verlangt Mk. 750.-. Meines Erachtens wäre ein Preis von Mk. 400.- genügend. Wie denken Sie? Wenn Sie mir darüber umgehend Bescheid geben möchten, wäre ich Ihnen sehr dankbar, insbesondere darüber, zu welchem Preis das ganz ähnliche Instrument der Heyer-Sammlung Nr. 793 verkauft wurde, mit dem die angebotene Gambe auch hinsichtlich des Zettels absolut gleich ist, nur dass sie ein Frauenköpfchen hat. Die Zargenhöhe ist: netto 5 Cm [sic]. Andere Maasse [sic]
Länge total 50 cm
Länge Corpus bis Halsansatz ohne Platte 32,3 mit Platte 34
Mensur 31
Deckenbreite oben 15 mitten 11 unten 19,8
Boden 3 dunkle, 2 helle Späne, flach mit gambenmässiger Abdachung,
Zarge 2 helle und einen dunklen Spahn, Decke gewollt, mit zwei eingelegten Doppeladern, keine Rosette, C Löcher. Saitenhalter alt, Griffbrett nicht furniert, wohl neum [sic] weil Hals in halber Länge auch neu angesetzt ist. Frauenköpfchen und 5 Wirbel alt.
Ich begrüsse Sie // hochachtungsvoll // [handschriftlich] Dr. Rück[.]"