"Sehr geehrter Herr Wennerscheid,
Herr Dr. [Ulrich] Rück in Nürnberg, den ich bei seinen Erwerbungen für seine historische Sammlung [Rück] gelegentlich berate, ersuchte mich um eine Begutachtung der kleinen schlesischen Barockorgel [MIR1023], über deren Ankauf er mit Ihnen seit einiger Zeit unterhandelt. Ich gedachte mit Ihnen über die Sache Mitte voriger Woche in Bonn persönlich sprechen zu können; leider waren Sie aber schon nach Berlin zurückgekehrt.
Wie ich aus dem Briefwechsel ersehe, wollten Sie das Instrument Ende Januar d. J. für 380 Mark abgeben, erhöhten dann aber Ihre Forderung nach einigen Wochen auf 450 Mark und bezifferten die Höhe der Reparaturkosten auf nur 20 Mark. Dafür liesse sich aber bestenfalls nur eine ganz oberflächliche Flickarbeit vornehmen; eine sachgemässe Instandsetzung und Spielbarmachung, auf die Herr Dr. Rück Wert legt, würde nach dem Voranschlag der Firma Schuke 315 Mark kosten! Die Orgel käme dann also auf 450 + 315 = 765 Mark zu stehen; ein Preis, den ich in Anbetracht des kleinen, unscheinbaren Werkchens für viel zu hoch halte. Da das Instrument ja bereits seit geraumer Zeit unverkauft ist und sich kein anderer Reflektant gefunden hat, könnte ich Ihnen nur raten, Herrn Dr. Rücks Vorschlag anzunehmen und es ihm für den zuerst geforderten Preis von 380 Mark zu überlassen, zumal ich dies Gebot schon mit Rücksicht auf die erforderlichen hohen Reparaturkosten für durchausangemessen erachte.
Mit hochachtungsvoller Begrüssung // [handschriftlich] (gez.) Dr. G. Kinsky".