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"Lieber Herr Marx!
Freundlichen Dank für Ihren lieben Brief vom 10.11.38. Wir waren inzwischen in Graz und in Wien und konnten einen Flügel von Schmidt, Salzburg 1782 [MIR1100] auftreiben, dem 1. Erfinder der Pianinofrom. Ebenfalls unterhandeln wir wegen eines Flügels mit Stössermechanik, bei dem die Stösser auf den Tasten[he]beln rückwärts stehen, die Hammer sind auf einer [la]ngen Achse aufgezogen und samt dieser am Resonanzboden befestigt. Die Dämpfer sind vorne am Stimmstock eingelassen! Frühe Konstruktion. Zwar sehr mässig erhalten, aber recht interessant.
Vielen Dank für Ihre Fürsorge wegen der Instrumente bei Blüthner. Wir gedenken, nach Weihnachten oder nach Neujahr damit beginnen zu lassen und kommen dazu nach Leipzig und freuen uns auf ein gesundes Wiedersehen. Bei dem originalen Flügel sahen wir Bodenherausahme vor, natürl. auch beim zweiten. Dass in Ihrer Werkstatt noch kein ‘Lehrbub’ eingezogen, wunderte uns sehr! Vielleicht bringt Ihr nächster Brief darüber einen Fortschritt. Für das Dom Pis [MIR1081] überlassen wir Ihnen die Dockenfrage. Wenns geht, machen Sie sie aus Buchs wie beim Originale in Leipzig. Aber nicht, wie früher gedacht mit Reg. Schrauben, sondern altertümlich ohne solche. Für Zitherbesaitungen haben wir in Nürnberg Notizen [vom] alten Zithermacher Flossmann in Bad Töltz. Dar[an wi]rd sich weiteres ergeben können. Müssen wir halt zurückstellen, bis wir daheim sind, was noch vor Wei[h]nacht der Fall ist. Dann senden wir Ihnen Material. Die Saiten haben wir dann bald. – Das bemalte Hackbrett [MIR727] geht jetzt wieder an den Maler [Carl Barfuss]. Wir fahren morgen nach Bozen, Italien, Hotel Luna, welche Adresse für die ersten acht Dezembertage gilt, darnachc [sic] einige Tage Innsbruck, Arlbergerhof, darnach Nürnber[g]
Es wird uns freuen, wenn Sie uns ein paar Zeilen senden können: Italien Brief 25 Pfg., Karte 15 Pfg Porto. Lieb wärs uns, wenn wir vor Weihnachten noch bei Ihnen unsere Schulden betr. Clavichord Dom. Pis. [MIR1068] abdecken könnten!
Ohne mehr für heute sind wir mit herzlichen Grüssen an Sie und Ihre l. Frau // Ihre getreuen // Brüder
Übrigens fällt uns wegen der Zitherbesaitung f[ol]gendes ein: die an Heyer szt. durch uns verkauften Zithern wurden alle durch den Zithermacher Flossmann besaitet. Diese Saiten sind sicher noch darauf. Wenn Sie darunter den Typ finden, kann dies einen guten Anhaltspunkt geben für die Besaitungsart. Andernfalls bliebe nur obiger Weg übrig. denn [sic] die heutigen Instrumentenmacher wissen von der Besaitung alter Zithern nichts mehr Genaues. Saiten liefert Z. u. Co. [Zimmermann & Co.], M. D. O."