"Lieber Herr Marx!
Vielen Dank für Ihren gestrigen Brief, der mir viel Spass gemacht hat, weil daraus hervorgeht, dass auch ganz unfehlbar sich dünkende Geigenmacher mächtig daneben schiessen können. Ich persönlich habe gegen die dort vertretene Auffassung nichts einzuwenden, weil ich dadurch eine schöne und ja heute so sehr seltene sechs-saitige Diskant-Gambe [MIR783] bekommen habe. Selbstredend bin ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das Instrument selbst in Ihre fürsorgenden Hände nehmen. Wie Sie wissen, warten wir ja, wenn dies in Aussicht steht, recht gerne ab. Bitte fordern Sie bei mir etwa benötigtes Material an.
Für die Aufführung von Leopold Mozarts 'Bauernhochzeit' brauchen wir einen spielbare Dudelsack. Nun wünschten Sie Muster für Stimmen und ich habe es für das Einfachste gehalten, unsere 4 Dudelsäcke [wahrscheinlich MIR488, MIR489, MIR490 und Erlangen, R 41] Ihnen ins Museum [Grassi Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig] zu senden mit einem Begleitbrief an den Herrn Professor [Helmut Schultz]. Vielleicht ist es doch möglich einen unserer Dudelsäcke soweit instand zu bringen, dass er verwertbar ist. Nur wenn das nicht möglich ist, würde ich um einen Dudelsack vom Institut leihweise bitten müssen.
Das Schwierigste wird der Sack sein. Ich möchte meinen seinerzeitigen Vorschlag erneuern, ob Sie nicht die Güte hatten, am nächsten Samstag Nachmittag auf meine Kosten nach Eisenberg zu Geyer zu fahren, der uns sicher einen passenden Sack in Kürze beschaffen kann oder ihm darüber direkt zu schreiben. Die benötigte Haut ist sicher in Eisenberg aufzutreiben und Herr Geyer ist wie immer sehr gefällig. Wenn Sie die Fahrt nicht scheuen, können Sie gleich auch einige gute Hammerleder für unsere beiderseitigen Bedürfnisse aus seinem reichen Vorrat auswählen. Er wird allerdings nur hellgelbe Felle vorrätig haben, färbt aber dann die ausgewählten Felle gerne in der alten Wildlederfarbe, denn so wurde es ja auch früher gemacht. Wenn Sie nach Eisenberg fahren, wenden Sie sich in Station Eisenberg an den Stationsvorstand nach Ihrer Ankunft und bitten Sie ihn, dass er Ihnen ein Taxi -Auto telefonisch bestellt, denn es ist vom Bahnhof zu Geyer gute 30 - 35 Minuten zu gehen. Sie bestellen sich dann den Taxi-Fahrer abends wieder für die Fahrt zum Bahnhof und ich bitte Sie mir dann alle Ihre Spesen aufzugeben. Bitte grüssen Sie Herrn Geyer von mir, falls Sie die Hinfahrt für gut erachten. Ev. können Sie auch mit ihm wegen des Leders für die Dämpfer nochmals sprechen, ob er das Fell vielleicht noch weicher heraus bringt. Sie meinten es sei noch etwas störrisch.
Viele Dank, dass Sie Herrn [Franz] Laugwitz in der Herstellung der Pedal-Anlage [zu MIR1127] unterstützen. Ich glaube gerne, dass er etwas kleinmütig dabei wird und bin Ihnen deshalb zu besonderem Bank [sic] für Ihre Fürsorge verbunden.
Mit herzlichen Grüssen auch an die Familie bin ich wie immer // Ihr dankbar ergebener".