NL Rück, I, C-0570c

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"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für Ihre Zeilen, denen wir mit grosser Freude entnehmen, dass Sie uns etwas von Ihren gewiss ehrlich verdienten Urlaub doch zur Verfügung stellen wollen und können. Das ganze Haus freut sich auf Ihr Kommen.

Nun wäre mirs recht lieb, wenn Sie nach Rücksprache mit Ihrem Herr Chef [Helmut Schultz] mir mitteilen möchten, wann Ihr Urlaub beginnt und endet. Da Sie so lieb sind uns frei zu stellen, ob wir Anfang oder Ende wünschen, möchten wir diesen Entscheid erst dann fällen, wenn wir wissen, wie Ihr Urlaub gelegt wird.

Herr [Franz] Laugwitz ist also Juni und Juli nicht in Leipzig, er kommt erst wieder anfangs August. Nun liegt bei ihm noch ein Hammer-Klavier von Clementi, das einer Dame aus München gehört und dessen Reparatur ich übernomnen habe, wogegen ich ein paar andere Instrumente in Tausch bekam. Glauben Sie, dass Herr Laugwitz diese Reparatur ohne Sie gelegentlich in Liegnitz machen könnte? Dann möchte ich fast vorschlagen, dass er das Instrument in eine Kiste packt, in ein Mietauto steckt, es zur Bahn bringt und es dann dort nach Liegnitz verfrachtet.

Herr Direktor [Anton] Dütz teilte mir mit, dass Herr Laugwitz in seiner dienstfreien Zeit sehr wohl in der Fabrik [Firma Seiler] arbeiten könne. Er teilte mir weiter mit, dass auch in der Fabrik in Liegnitz einige tüchtige Arbeiter wären, die an dem Instrument unter Aufsicht des Herrn Laugwitz arbeiten könnten. Wenn Sie glauben, dass Herr Laugwitz ohne Sie mit diesem Instrument zurecht kommt, wäre mirs wirklich lieb, wenn er es mit nach Liegnitz nähme, da ich natürlich die Dame nicht allzu lange warten lassen möchte. Ich möchte allerdings nicht, dass in Leipzig an seiner Arbeitsstelle bekannt wird, wohin er in den 2 Monaten geht und was er macht und aus diesem Grunde müsste er das Klavier selbst in einem Mietauto mitnehmen und zur Bahn bringen lassen oder es noch einfacher in Leipzig – Hauptbahnhof an Aufbewahrungsschalter gegen Hinterlegungsschein deponieren und dann mit Hilfe eines Dienstmannes zur Frachtguthalle bringen und dort aufgeben. Mit anderen Worten: es soll eben an seiner Leipziger Dienststelle nicht bekannt werden, wohin er geht. Ich schreibe deswegen an Sie, damit Sie vertraulich mit Herrn Laugwitz die Sache besprechen – immer vorausgesetzt, dass er ohne Sie die Reparatur machen kann. Wenn er Ihren Rat dazu braucht, dann ists besser, das Clementi-Tafelklavier ruhig in Leipzig liegen zu lassen und es Anfang August zu beginnen, bezw. dann, wenn Sie wieder von Ihrem Urlaub zurückgekehrt sind.

Muster der härteren Saiten bekommen Sie nächste Woche sobald ich sie in Händen habe.

Am Montag werde ich so frei sein, Ihnen zu senden: 1. Eine Lirica, eine Sarangi [MIR1354], 3. eine Mailänder Mandoline und 4. eine Art Taschen-Geige. Wie Sie sehen, habe ich noch 2 dazu geschmuggelt, von denen aber die Mailänder Mandoline nicht viel Arbeit macht. Zu bemerken wäre nicht viel: Lirica: hier wäre an Hand der Museums-Instrumente zu prüfen, ob die Wirbel Original sind und dann das Instrument zu beziehen, mit Saitenhalter und Steg zu versehen und ein Bogen anzufertigen [evtl. MIR1355 oder MIR1357], ich füge einen Stock bei aus altem Holz, für den Fall, das Sie ein Stück davon für den Bogen der Lirica benötigen.

Serangi: hier werden Sie vielleicht Holz brauchen. Ich füge ein Brett eines exotischen Holzes bei, falls es nicht verwendbar ist, kann es ruhig dort bleiben.

Mailänder Mandoline: ein merkwürdiges Instrument. Der Saitenhalter auf dem Resonanzboden weist klar und deutlich 6 Doppelchore auf, während wir nur 11 Wirbel entdecken konnten. Wir vermuten, dass 1 Wirbel die obersten Schantarellen mit 2 Saiten gleichzeitig spannt. Eine andere Lösung finden wir nicht. Es müsste den sein, dass Sie das Rätsel noch besser lösen. Bitte photographieren Sie den Zettel im Innern, falls einer vorhanden ist. Taschengeige: benötigtes Reparatur-Material kann sicher Zimmermann in Markneukirchen liefern.

Zur Aufmunterung ein Paket Keks als Päckchen für Sie und die Familie. Mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus wie immer // Ihr ergebener // [handschr.] R."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1935,06,01
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Transport
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnt als
Detailinformation(en)
Mailänder Mandoline
Zupfinstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Reparatur
Sarangi
Mailänder Mandoline
Tanzmeistergeige
Involvierte Person
Leipzig
1935,06