"Sehr geehrte Herren!
Bestätige Ihnen bestdankend den Empfang der mir gütigst gesandten [R]M. 20.-. Ebenso bin ich im Besitze der kleinen Violine und der leckeren Süßigkeiten wofür ich ebenfalls herzlich danke.
Gestern war ich in Jena und habe die Instr. besichtigt. Betreffs der Stimmhaltung wüßte ich nichts zu ändern. Die Besaitung schwächer zu nehmen rat ich nicht, weil damit auch die Klangfarbe nachläßt. Es ist dies eine Kalamität, welche mehr oder weniger bei allen derartigen Instr. vorkommt, und es ist nur eine kleine Spanne in der 2 gestrichenen Oktave, alles andere steht auf der Höhe und ich rechne sicher damit, daß das sich nach einigen stimmen bessert. H. Wasmann will den Streicher [MIR1118] noch einige Zeit beobachten, auch hat er noch einiges daran zu tun, z.B. die Doppelkeile dämpfen nicht und der 2 chörige Pianozug muß noch gerichtet werden, am Cembalo [MIR1079] ist noch das Pult zu ändern und sonst Kleinigkeiten.
Die kl. Violine halte ich auch für eine franz. Arbeit etwa aus der angenommenen Zeit. Eine eigentliche Taschengeige ist es nicht, wiewohl man kurz weg Poschette sagt. Es ist eine Quartgeige und mithin [a]uch als Piccolo verwendbar.
Die fertigen Instr. werde ich morgen als Expreßgut aufgeben. Eine Abrechnung folgt nächstens.
Von dem Zypressenholz, verstehe ich 3 m. halbiert also 1,50 m, benötige ich 3 Bretter 8 mm geschnitten und 1 Stk 13 mm, etwa 25 cm breit. Außerdem benötige ich Resonanzholz 10–11 mm dick und 122 cm lang, zum erzielen einer breite von 26 cm, kann grobjährig sein, weiter Resonanzholz feinjährig in 5 mm u 3 mm dicke 80 cm lang für die gleiche breite von 26 cm. Weiter Nußbaum wenn möglich ital. mindestens 66 cm lang 2 cm dick, 16 cm breit.
Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx u. Fam."
Unterstreichung von zweiter Hand inkl. Notiz "erl[edigt]. Glaser 5.5.36". Hinter der Beschreibung des Nußbaum-Stücks mit anderem Stift "bestellt Seiler 5.5.36."