"Sehr geehrter Herr Doktor!
Im Besitze Ihrer werten Schreiben [vom 01.03. und 09.03.], will ich gleich die Lautenfrage [zu MIR897] behandeln. Der Aufsatz für die 2. Chanterelle kann wohl orginal [sic] gewesen sein jedoch das Stückchen ist nicht orginal. Meine Auffassung ist, daß das Intrument 9 Doppelchore und 1 oder 2 Chanterelle hatte. Die angezeigte Fotographie war nicht im Briefe. In den 2 Wirbeln mit je 2 Löchern ist das 2. sicher später eingebohrt. Man hat schon bei Lauten im Diskant wie Baß 1–2 Saiten außerhalb des Wirbelkastens befestigt, wenn jedoch die Wangen des Wirbelkasten von innen für die äußersten Saiten ausgearbeitet sind siehe Zeichnung so haben die Saiten innen gelegen. Aber außerhalb 2 Saiten freiliegend ist mir nicht bekannt, wohl 2 Chöre über einen Aufsatz laufend, so daß sie um 5 cm länger werden (vergl. [Leipzig, Inv.-Nr.] 496 u. 497.) Auch die Tielke Laute hat nach dem Anhang zu urteilen 2 Chanterelle gehabt. Auffallend ist bei den 2ten Wirbelloch, daß dies das 1. u 5. statt 1. u 3. aufweist.
Leider habe ich mich in letzter Zeit nicht mehr so viel Herrn [Franz] Laugwitz annehmen können, da ich gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe bin. Es haben sich schon seit 8 Wochen Geschwüre gebildet, welche sehr hartnäckig sind und sehr hinderlich. Ich war vergange. Mittwoch bei ihm und habe ihm Ihre Aufträge überbracht. Der Pedalflügel [MIR1127] war bis auf einige Kleinigkeiten fertig und denke, daß er mindestend am rollen ist, der Steinflügel war noch nicht ausgepackt, hingegen habe ich ihm an dem Klavichorde und Nähtischklavier [MIR1174] Anweisungen gegeben und habe ihm auch im Museum solche Dämpfungen gezeigt und auch Skizzen gemacht, Von Ihren freundlichen Anbieten von Spiegeleiche kann ich diesmal leider keinen Gebrauch machen, da ich mich schon mit dem Tischler in Verbindung gesetzt hatte.
Der Dudelsack kommt mit der Radleider noch früh genug.
Hat die reparierte Radleier ihren Dienst getan?
Ich bestätige Ihnen bestdankend den Empfang der a conto Zahlung von [R]M. 20.-
Es freut mich, daß die Viola [Eberle 1745] gut angekommen ist und daß sie Ihnen gefällt. Sie ist ganz bedeutend leichter geworden. Das alte Griffbrett war bleischwer. Letzeres wie Saitenhalter und Steg habe ich noch hier und werde sie nächstens mitschicken. Ich erlaube mir für meine Arbeit 22.- [R]M* zu berechnen. Die am 6.2. gelieferte Radleier möchte ich mit [R]M 8.-* berechnen.
Mit herzlichen Grüßen auch Ihren geehrten Herrn Bruder [Hans Rück] // Ihr sehr ergebener // Otto Marx u. Fam."
Sternchen und handschr. Notiz von Hans Rück "** // M 30.- bezahlt mit Brief v. 16.III.35."