NL Rück, I, C-0570b

"Lieber Herr Marx!

Einliegend Durchschlag unseres heutigen Briefes an Geyer in Eisenberg.

Ich bin selbstverständlich damit einverstanden, dass Sie Herrn [Franz] Laugwitz veranlassen, den Boden des Pedalflügels [MIR1127] baldigst zu lösen, damit er genügend austrochnen kann und auch gleich den Pedalboden mit zu reparieren, ev. muss man auch diesen herausnehmen. Vielleicht findet sich auch auf der Unterseite des Bodens, oder im Rastenbau, irgend etwas von wem dieser Flügel gebaut worden ist, was musikwissenschaftlich sehr interessant wäre. Bitte prüfen Sie auch den Rastenbau, denn es ist möglich, dass dieser durch den immerhin schlechten Standort des Flügels etwas wacklig geworden ist.

Die Messingsaiten-Proben sandten wir Ihnen gestern.

Die Geldsendung für Klavier und Hobelbank [aus dem Nachlass des verstorbenen Bruno Marx'] nebst lehrer Klavierkiste geht Anfang August an Ihren Herrn Bruder [Adolf Marx] nach Dresden ab.

Glauben Sie, dass der Tomkison [Tafelklavier] erwerbenswert ist? Ich würde ihn nur erwerben, wenn die Reparatur keine grossen Kosten macht, sodass ich ev. das Tomkison vielleicht gelegentlich dem musikwissenschaftlichen Institut Erlangen schenken könnte. Bitte berichten Sie mir noch, ob Herr Laugwitz den Tomkison ev. gleich in Ordnung bringen könnte und wie lange er voraussichtlich dazu braucht. Allzuviel Geld möchte ich nicht hineinstecken, da ich ja das schöne Astor & Horwood [MIR1166] habe. Für Mk. 25.- ist ja das Instrument nicht teuer. Ich darf Sie also diesbezüglich wohl nochmals bemühen.

Soeben bei Abschluss dieses Briefes trifft ein Schreiben des Herrn Dr. [Werner] Danckert ein, wegen der Belederung des Fessel-Flügels. Daraus geht vor allem hervor, dass Langhammer mit der Belederung nicht zurecht kommt. Zu Nr. 1.: Form der Garnierung, glaube ich mir zu erinnern, dass Ihre sachverständige Expertise seinerzeit die Echtheit der Hammerkerne feststellte. Falls Sie sich persönlich dies nicht mehr erinnern können, wäre ich Ihnen persönlich dankbar, wenn Sie die Güte haben wollten, bei Langhammer nochmals die Kerne auf ihren Originalzustand zu prüfen. Zu Nr. 2: Sind wir uns ja darüber klar, dass die Unterbelederung Kalbleder sein muss. Wir hatten uns ja Kalbleder für diesen Zweck beschafft. Zu Nr. 3: Ergibt sich, dass hier mit den gleichen Schwierigkeiten gekäm[p]ft wird, wie sie jetzt beim Gräbner [MIR1106] und auch beim Dulken [MIR1115] auftreten. Die Langhammer'sche Behauptung von Schafleder stimmt sicher nicht. Das von Ihrem seligen Herrn Bruder [Bruno Marx] verwendete braune Hammerleder für die Musterhämmer stammte ja aus unserem eigenen Bestand. Ich bin im Prinzip bereit, der Firma Langhammer, falls wir genügend Hammerleder im Vorrat haben, das benötigte Quantum abzugeben, jedoch möchte ich nicht, dass Herr Langhammer erfährt, von wem wir unser Leder haben, da dies schliesslich Geheimnis von uns beiden ist, das wir ihm nicht preisgeben brauchen. Wenn er sich selber ein geeignetes Fell beschafft, habe ich natürlich auch nichts dagegen. Wenn er aber auf Schwierigkeiten stösst und wir ge[nü]gend Leder haben, möchte ich Herrn Dr. Danckert gefällig sein, weil die Tausch-Angelegenheit mit dem Gräbner - Cembalo [MIR1079] in erster Linie von seiner Unterstützung abhängig ist.

Nun kommt mir noch eine Idee. Sie werden sich erinnern, dass wir das aus Salzburg bezogene Hammerleder, als es noch gelb war, für den Dulken-FIügel [MIR1115] verwendeten und dass uns der Klang-Charakter des Dulkenflügels nicht befriedigte. Ich liess dann in Salzburg ein andres gelbes Fell braun färben und mit diesen braun gefärbten Leder wurde der Graf und der Stein mit hervorragendem Erfolg bezogen. Vielleicht hat der Salzbuger Färber ein anderes Färbe - Verfahren wie Geyer. Geyer berichtet auch, dass die Felle gelb sind und dann gefärbt werden. Die Färbung nahm in Salzburg ein Färber vor und sein Verfahren kann vielleicht die Härte des Leders günstig beeinflusst haben in unserem Sinne, während vielleicht das Geyer'sche Färbeverfahren, wenn es also von einem Gerber ausgeführt wird, die Härte des Leders ganz unbeeinflusst lässt. Ich könnte, wenn Sie wünschen, etwa ein gelbes Fell von Geyer in Salzburg färben lassen, damit wir diesen Punkt entscheiden können. Der Graf [MIR1119] und der Stein [Halle, Inv.-Nr. MS-40], die meines Wissens beide mit in Salzburg gefärbtem Leder bezogen sind, haben sich tonlich gut gema[cht]. Allerdings gehören diese Flügel schon einer um gut 40 Jahren späteren Periode an. Falls Sie meinem Vorschlag folgen wollen, würde ich einige gelbe Felle zur Auswahl Ihnen von Geyer senden lassen, damit Sie eines aussuchen und wir würden denn umgehend dieses Fell in Salzburg färben lassen. Diese Überlegung möchte auf den 1. Augenblick kompliziert erscheinen, doch in Wirklichkeit ist die Durchführung ganz einfach, da mir Herr Katholnigg in Salzburg alles gerne besorgt.

Zu Punkt 4 des Briefes von Herrn Dr. Danckert möchte ich Sie bitten, der Firma Lauterbach [meint wohl Langhammer] ein Stück Stoff von dem braunen Trappstoff abzugeben, soviel er für den Lautenzug braucht und ev. eine Musterzeichnung, wie er den Lautenzug anfertigen muss.

Mir ist bei der ganzen Sache neu, dass Langhammer solche Reparaturen machen kann. Ich war bisher der Meinung, dass Langhammer lediglich Hämmer garniert, neue Achsen einsetzt und die üblichen Pianino- und Flügel-Reparaturen der Mechanikfabriken macht.

Ohne mehr für heute der ganzen Familie ein kräftiges Heil Hitler // Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,07,30
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Bestandsobjekt(e)
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Belederung
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Belederung
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Klang
Belederung
Zweimanualiges Cembalo
Tasteninstrumente
erwähnt als
Verhandlung
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Klang
Belederung
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Klang
Belederung
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Leder
erwähnt im Zusammenhang
Lieferant(in) Leder
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Reparatur
Involviertes Objekt
Pedalhammerflügel
Involvierte Person
Leipzig
1934,07