"Lieber Herr Marx!
Einliegend finden Sie eine ganze Menge Buchswirbel für den Fall, dass Sie für die dorthabende kleine Geige die gesandten aus Markneukirchen nicht brauchen können. Ferner sind in der Schachtel enthalten Steckstifte zum Befestigen der Saiten im Guitarren-Querriegel. Für den Fall dass Sie davon etwas verwenden können, bitte ich von diesen Sachen zu nehmen was Sie brauchen können.
Ferner lege ich einige echte frankänische [recte: fränkische] Bauernbratwürste bei. Das Wasser kochen lassen, dann Flamme löschen und die Würste ca. 10 Minuten ziehen lassen. Sie sind aber auch roh als Aufstrich auf Weissbrot ausgezeichnet.
Meinen Brief und die Sendung aus Markneukirchen werden Sie inzwischen erhalten haben. Ich liess der Vorsicht halber noch eine Lautendecke mitschicken, möchte Sie aber freundlich bitten, diese Decke bevor Sie sie verarbeiten, sie im musikwissenschaftlichen Institut solange noch die Heizung läuft austrocknen zu lassen, damit das Holz den Feuchtigkeitsgrad abgibt und sich auf Zentralheizung einstellt, denn wir haben auch Zentralheizung und wenn wir das nicht machen, würde die Decke der Laute ev. reissen. Ich weiss allerdings nicht, ob das Holz sich eignet und alt genug ist. Sie bekommen ja noch Resonanzholz von Seiler – Liegnitz, das ich heute wiederholt angemahnt habe. Weiter hat mir die Firma Zimmermann versprochen zu versuchen, dass Sie aus Wien ganz altes Holz bekommen, dann hätten Sie die Wahl zwischen 3 Decken und dann dürfte sicher das Richtige dabei sein. Das Seiler Resonanzholz ist schon in den Trockenräumen vorgetrocknet und bedarf keiner Weitertrocknung mehr. Dagegen bei dem Markneukirchner Holz weiss ich nicht wo es gelagert hat.
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Falls sie noch Ebenholzpulver oder Späne benötigen, wollen Sie dies bitte bei Zimmermann direkt anfordern. Sie können jedes Quantum haben. Ebenso dürfte sich für den Bezug neuer Wirbel Markneukirchen gut eignen, weil die Leute dort auf die Herstellung bestens eingerichtet sind. und alle Hölzer haben.
Soeben trifft Ihr Brief vom 15. ds. Mts. ein, vielen Dank. Auch ich zweifle an dem Geburtsschein der Resonanzholzdecke, aber man muss dazu die Mentalität mit in Rechnung ziehen. Das durchgebeizte Holz lassen wir also sein, umsomehr es nicht historisch genau ist. Sie bekommen ja von Liegnitz Birnbaumholz. Vielen Dank für das Violetgriffbrett. Die Wirbel werde ich besorgen und zwar 100 Stück gemäss unserer Rücksprache.
Nun zur Pedalanlage des englischen Tafelklavieres [wohl MIR1166]. Ich habe in dem Katalog der Steinert–Kollektion [Steinert 1893] auf Seite 44 eine Pedalanlage gesehen, welche mit unserer übereinstimmen könnte. Das Instrument im Deutschen Museum, welches eine ganz ähnliche Fabrikummer als wie unseres hat, nämlich 5341 (unseres 5505) besitzt nicht 8 Füsse wie das unsere, sondern nur 6 Füsse und zwar vorne 4, rückwäts je ein[s] an den beiden Ecken. Die rückwärts bei unserem Instrument angebrachten Mittelfüsse fehlen. Ebenso fehlt der rechte Fussklotz für den Mittelfuss, dagegen ist ein linker Fussklotz mit der gleichen Pedalvorrichtung wie an unserem Instrument da und es steckt noch der Stumpf des Gewindes in dem Fussbacken. An unseren Instrument ist der innere rechte Fusgewinde-Klotz neu und daraus geht meines Erachtens mit ziemlicher Deutlichkeit hervor, dass das Instrument ursprünglich nur 6 Füsse und einen linken inneren Fuss als Pedalanlage gehabt hat, ähnlich Kollektion Steinert Nr. 32 Seite 44. Ob aus symmetrischen Gründen ein blinder rechter hinterer innerer Fuss angebracht war, bezweifle ich, denn der Gewindeklotz ist an unserem Instrument neu. Man könnte allerdings den rechten Fuss aus ästhetischen Gründen belassen, bis man eine Museumsabbildung findet, aus der eindeutig der ursprüngliche Zustand hervorgeht. Bisher konnte ich in der mir zur Verfügung stehenden Literatur keine andere Abbildung finden, als die in der Steinert Kollektion. Ich nehme an, dass Ihnen dieser Katalog nicht zugänglich ist und sende Ihnen deshalb den Katalog leihweise zu mit der freundlichen Bitte, ihn mir nach Ausgebrauch wieder zurücksenden zu wollen. Auf Seite 44 finden Sie ein ganz ähnliches Instrument, das zweifelsfrei die Pedalanlage wiedergibt, wie sie gewesen sein dürfte. Wie allerdings die Hebelübersetzung war, ist mir noch ein Rätsel.
Soeben finde ich im Katalog der Stearns Kollektion von Stanley [1921] unter Nr. 1339, auf Tafel XXXVIII ein Broadwood-Klavier auch aus der gleichen Zeit. Es hat auch nur die 6 Füsse und links die Pedalanlage. Dieser Katalog dürfte sicher im Museum vorhanden sein, sodass ich denke, dass damit die Frage im wesentlichen gelöst sein dürfte.
Das zweimanualige Cembal[o] [MIR1078] ist gut angekommen und hat meinen vollen Beifall. Es ist tonlich sehr schön und weich geworden und wir haben grosse Freude an der gelungenen Reparatur.
Zu dem englischen Tafelklavier fehlen noch doe [recte: die] Broncen und zwar die runde oberhalb der mittleren Füsse und die gebogenen in den Ecken. Für die Ermöglichung des Nachgusses wäre ich ihnen sehr dankbar. Das Münchner Instrument hat an den gebogenen Ecken Broncen, welche vorstellen Lyra, 2 Trompeten und Lorbeer. Bei dem Müncher Instrument haben die echten Rollen offenbar Kelche bei denen 3 Verzierungslinien eingedreht sind wärhend die Rollen mit glatten Kelchen vermutlich späteren Ursprungs sind.
Ich denke damit alles geklärt zu haben und bin mit freundlichen Grüssen von Haus zu Haus wie immer // Ihr".