"Sehr geehrter Herr Marx!
Vielen Dank für Ihren freundlichen Brief von 11. ds. Mts.. Es freut mich, dass Sie sich persönlich um die Instrumente angenommen haben. Ich habe Herrn [Gustav] Wunderlich nicht mit der Reparatur beauftragt und ihm überhaupt nichts über die ganze Sendung geschrieben. Es ist mir sogar eine persönliche Gefälligkeit, wenn Sie die Guitarre padente [recte: battente; MIR861] und die Mandolone [wahrscheinlich MIR883] repariren, denn sie ist damit in den allerbesten Händen. Nehmen Sie also bitte die Reparatur vor, denn Herr Wunderlich weiss ja garnichts [sic], dass die Instrumente nach Leipzig gingen. Ich würde empfehlen, dass wir die 3 fertigen Instrumente noch dort belassen und dann die 5 Instrumente gemeinsam zurücksenden.
Haben Sie in der Spitzharfe innen den Zettel entziffern können? Diese Harfe hat unter der Rosette, soviel ich in dem Dreck sehen konnte, einen geschriebenen oder gedruckten Zettel und ich würde Wert darauf legen, die Signatur entziffert zu erhalten, da man daraus wahrscheinlich auch die Jahreszahl feststellen kann. Vielleicht sind Sie so liebenswürdig und sehen diesbezüglich noch nach.
Ueber die Dresdner Instrumente hat mir Ihr Herr Bruder [Bruno Marx] berichtet, d. h. über den Hammerflügel [MIR1099]. Ich habe ihn mit der Reparatur dieses schönen Instrumentes beauftragt. Der Flügel stammt aus einem Schloss und wurde 1795 für die Herzogin von Curland angefertigt. Der Flügel ist vom selben Fabrikanten, von dem Mozart's eigener Flügel [Hammerflügel Anton Walter, heute im Mozarteum Salzburg], den er für seine Konzerte bis zu seinem Tode benützte, hergestellt wurde. Ferner liegt uns natürlich daran, den Flügel konzertfähig zu bekommen, weil wir ihn für historisch-getreue Mozart-Vorführungen verwenden wollen. Dass er nicht auf normal zu stehen braucht, schrieb ich Ihnen bereits. Das 'a' war zu Zeiten Mozarts niedriger als heute.
Das zweimanualige Cembalo [MIR1078] habe ich noch in Dresden zurückgestellt. Ich wollte nämlich vorschlagen, dass wir die Verschiebung der Dockenleisten so einrichten, dass sie bequem von der Klaviatur aus durch einen eisernen Hebel reguliert werden kann, der rechts oder links von den Simmwirbeln steht und hinter der Vorsatzleiste, also auf der Seite der Simmwirbel, ein- und ausschaltbar während des Spiellens ist. Ich bitte Sie, wenn Sie nach Dresden kommen, diese Sache nochmals nachprüfen zu wollen, ob sich eine derartige Vorrichtung ohne Zerstörung des historischen Charakters anbringen lässt.
Das Cembalo ist auch ohne Lautenzug, ob es immer so gewesen ist? Für konzertmässige Vorfürungen wäre natürlich das Anbringen eines Lautenzuges, selbst wenn es nachträglich geschieht, empfehlendswert und ich bitte Sie freundlich, auch diese Frage an Instument in Dresden zu klären. Es ist mir diese Lösung im letzten Augenblick erst eingefallen und zum Glück konnte ich das lnstrument noch zurückhalten, sonst wäre es bereits abgegeben gewesen und ich hätte hier kein Personal für derartige Ergänzungen, die historisch getreu vorgenommen werden müssen.
Vielen Dank für Ihre Meinung wegen des Untersatzes für das Spinett. Ich bin auch Ihrer Ansicht, dass der Untersatz auf der Fotographie, die ich Ihnen sandte, nicht zu dem Spinett gehörte und es würde sich dementsprechend ein entsprechend geformter Tisch besser eignen. Vielleicht würden Sie mir mit einer Skizze an die Hand gehen. Ich finde in dem Werk von Hipkins Musical instruments, Neudruck 1921, auf Tafel XXII, einen derartigen Tisch. Sie werden aber auch sicher in Leipzig eine geeignete Vorlage im Museum [Museum für Musikinstrumente der Universität] finden. Ausserdem glaube ich auch ist in dem bekannten Buch von Earlykeyboard Instruments sicher auch eine geeignete Vorlage.
Freundliche Grüsse // Ihr".